18.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

205 Glatteis-Unfälle in OWL

Zwölf Verletzte - Grundschule geschlossen - Busverkehr eingestellt

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Eisregen und Glatteis auf Straßen und Gehwegen haben gestern morgen in Ostwestfalen-Lippe zu erheblichen Behinderungen geführt. Allein in Bielefeld nahm die Polizei 82 Unfälle auf.
Der Bielefelder Student Marcel Mertes (21) hatte Probleme, die Straßenbahn zu erreichen. Links der umgestürzte Lkw auf dem Südring. Fotos: Westing / Borgmeier

Nach Angaben der Bezirksregierung ereigneten sich zwischen 5 und 12 Uhr 205 Unfälle mit zwölf Leichtverletzten. Auch die Autobahnen A 2 und A 30 waren betroffen. Der Schaden beträgt mehr als eine Million Euro; in Bielefeld allein beläuft er nach ersten Schätzungen auf 900 000 Euro.
Der spektakulärste Unfall in Bielefeld ereignete sich gegen 4.20 Uhr - also nur 20 Minuten nach Beginn des sofort gefrierenden Nieselregens -, als auf dem Südring ein 38 Tonnen schwerer Sattelzug mit Auflieger umkippte. Noch während die Polizei den Unfall aufnahm, stellte sich ein zweiter Lkw quer und schlitterte auf die Beamten zu, kam jedoch im letzten Moment zum Stehen.
Im Bielefelder Osten wurde eine Autofahrerin (20) nach einem Unfall von einem unter Strom stehenden Kabel getroffen. Die Frau erhielt einen elektrischen Schlag und wurde ärztlich versorgt.
Die Busse des Bielefelder Verkehrsunternehmens moBiel konnten die Depots mit zweistündiger Verspätung erst gegen 6 Uhr verlassen. Wo der Verkehr zum Erliegen kam, verspäteten sich die Fahrer teilweise erheblich; drei Fahrzeuge wurden in Unfälle verwickelt. »Auf den vorzüglich gestreuten Bergstrecken dagegen hatten wir keine Probleme«, sagte Wolfgang König, Pressesprecher der Stadtwerke.
Nicht einmal die Taxiunternehmen konnten von den irregulären Straßenverhältnissen profitierten. »Viele unserer Fahrer haben ihren Wagen abgestellt, um kein Unfallrisiko einzugehen«, hieß es bei der Bieta (Bielefeld). Die Unfallambulanzen meldeten einige Patienten, die gestürzt waren und Knöchel- oder Beinbrüche - sogar Wirbelbrüche - davontrugen.
Im Kreis Lippe wurden Autofahrer und Fußgänger von der Polizei über Rundfunk aufgefordert, zu Hause zu bleiben, bis Streuwagen im Einsatz waren. Spiegelglatte Straßen habe es vor allem in Detmold-Hiddesen gegeben, sagte Polizeisprecher Uwe Bauer. Fußgänger hätten sich kaum noch auf den Beinen halten können. Am Nachmittag setzte leichter Schneefall ein.
In Werther (Kreis Gütersloh) fiel der Busverkehr zu den Grundschulen komplett aus. Die meisten Jungen und Mädchen wurden von den Eltern dennoch zur Schule gebracht - zum Teil mit erheblicher Verspätung. In Harsewinkel (Kreis Gütersloh) fiel in einer Grundschule der Unterricht komplett aus.
In Versmold (Kreis Gütersloh) blieben die »Gelben Säcke« liegen, weil der Abfuhrunternehmer aus dem Münsterland seine Fahrzeuge erst gar nicht ausrücken ließ. Er hatte bereits vier Fahrzeuge nach Unfällen verloren.
Die Notaufnahme des Krankenhauses in Lübbecke war überfüllt. Allein zwischen 6.00 und 10 Uhr meldeten sich 15 Glatteisopfer, darunter viele gestürzte Fußgänger.
Der Zugverkehr in OWL verlief reibungslos, ebenso wie der Flugverkehr vom OWL-Flughafen Paderborn/Lippstadt aus. »Wir mussten jedoch die Start- und Landebahn mit 400 Liter Taumittel enteisen. Das kommt sehr selten vor«, sagte Flughafenchef Fritz Henze.
Heute ist mit Plusgraden und Regen zu rechnen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes sind in den nächsten Tagen weder Eis noch Schnee in Sicht. Lokalteil

Artikel vom 18.01.2006