18.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Botschafterin der Menschenaffen« geehrt

Jane Goodall erhielt gestern in Paris gleich zwei hohe Auszeichnungen für ihre Arbeit

Die 71-jährige Affenforscherin Jane Goodall mit ihren »Freunden«. Foto: Reuters
Paris (dpa). Erst belächelte man sie, weil sie ihren Schimpansen Namen gab wie David Barbe-Grise (Graubart), Mike oder Mac Gregor. Der allererste Beitrag der früheren Sekretärin für die wissenschaftliche Zeitschrift »Nature« kam postwendend zurück, denn bei Affen schrieb man nicht wie bei Individuen von »er« und »sie«. Das alles ist für Jane Goodall längst »Schnee von gestern«. Seit Jahrzehnten ist die britische Affenforscherin (71) anerkannt und gefragt. Gleich mit zwei hohen Auszeichnungen wurde die »Botschafterin der Menschenaffen« gestern in Paris geehrt.
Am UNESCO-Sitz händigte Generaldirektor Koïchiro Matsuura der Affenforscherin gestern die Jubiläumsmedaille seiner UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur aus, »als Dank für den unermüdlichen Einsatz, die Menschenaffen in Afrika in ihrer natürlichen Umgebung zu erhalten.« Immerhin war Goodall eine der ersten, die Alarm schlugen - wenn die Schimpansen ausstürben, dann ginge eine direkte Verbindung des Menschen zu seiner Vergangenheit für immer verloren. In 50 Jahren schrumpfte die Zahl der Menschenaffen von zwei Millionen auf 400 000. Geht das so weiter, gibt es in drei bis fünf Jahrzehnten keine mehr.
Wenige Stunden später hatte dann Premierminister Dominique de Villepin die »Botschafterin der Affen« in seinen Amtssitz geladen, um sie zum Offizier der französischen Ehrenlegion zu ernennen - für Goodall gleich die nächste Gelegenheit, für die engsten Verwandten der frühen Menschen einzutreten. Seit mehr als vier Jahrzehnten kämpft sie unermüdlich dafür, die letzten Schimpansen zu retten, deren Sozialleben sie wie niemand zuvor erkundet und beschrieben hat.

Artikel vom 18.01.2006