18.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Stiftung Warentest
soll sich entschuldigen

FIFA unterstützt Forderung der WM-Organisatoren

Frankfurt/Main (dpa). Das WM-Organisationskomitee ist eine Woche nach Veröffentlichung der Stadion-Studie in die Offensive gegangen und fordert von der Stiftung Warentest die Rücknahme der Ergebnisse.Im Blickpunkt: die drei Meter hohe Tribünenwand des Leipziger Zentralstadions.

»Es hat uns sehr getroffen, dass es zu solchen Ergebnissen gekommen ist. Die Stiftung Warentest muss ihr Urteil revidieren«, sagte OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt gestern. Unterstützung erhalten die deutschen WM-Macher dabei erstmals vom Weltverband FIFA, der sich mit einer Stellungnahme bislang zurückgehalten hatte.
Die Stiftung Warentest wies die Vorwürfe umgehend zurück. »Wir bleiben bei unseren Ergebnissen«, sagte der Leiter der Warentest- Studie, Holger Brackemann. Die Methodik der Studie sei mit dem OK vorab besprochen worden. Die Stiftung hatte in ihrer Studie in allen zwölf WM-Stadien Sicherheitsrisiken festgehalten, vier Arenen wiesen demnach sogar »erhebliche Sicherheitsmängel« auf.
»Wir halten die gesamte Studie der Stiftung Warentest für fraglich, da sie weder die Komplexität des Themas Sicherheit noch die Gesamtzusammenhänge oder dahinter liegende Konzepte berücksichtigt«, sagte Schmidt. Empörung und Unverständnis hätten sich beim OK und in den zwölf Städten nicht gelegt. »Wir fordern die Stiftung Warentest auf, die vier Roten Karten für die Stadien Kaiserslautern, Gelsenkirchen, Berlin und Leipzig zurück zu nehmen. Durch dieses Fehlurteil wurde im In- und Ausland ein Bild von den Arenen gezeichnet, welches in keinster Weise den hohen Sicherheits-Standards entspricht«, sagte Schmidt.
Jim Brown, bei der FIFA für die Wettbewerbs-Organisation verantwortlich, sagte dem OK die Unterstützung des Weltverbandes zu. »Wir haben volles Vertrauen in die Arbeit des OK.« Nach Bekanntwerden der Studien-Ergebnisse hatte die FIFA bislang öffentlich geschwiegen und damit beim OK zusätzlich für Verstimmung gesorgt. FIFA-Präsident Joseph Blatter hatte nach den von der Studie unabhängigen baulichen Stadion-Pannen in Frankfurt, Nürnberg und Kaiserslautern im Dezember eine FIFA-Überprüfung aller Stadien angekündigt. Brown wollte sich zu solchen Plänen nun nicht äußern.
Erneut kritisierten die WM-Macher die Methodik der Studie und nannten kuriose Ergebnisse. So seien im Pressebereich des Schalker Stadion in drei Meter Höhe angebrachte Fernseh-Monitore als mögliche Wurfgeschosse moniert worden. »Jedes Institut kann mal einen schlechten Tag haben, hier haben sie mehrere schlechte Tage erwischt. Dagegen wehren wir uns mit Nachdruck«, sagte OK-Vizepräsident Wolfgang Niersbach. Diese Position werde das OK auch vor dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages vertreten. Dieses Gremium bittet OK und Stiftung Warentest heute zu einer Anhörung in Sachen Stadien.

Artikel vom 18.01.2006