19.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ortstermin bringt keine Entlastung

Verfahren gegen Polizisten Mittwochabend an der Herforder Straße


Von Uwe Koch (Text)
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Mit einer Ortsbesichtigung ist Mittwochabend der Prozeß gegen zwei Bielefelder Polizeibeamte fortgesetzt worden. Entlastende Momente, die von den Angeklagten und ihren Verteidigern erhofft worden waren, blieben indes Fehlanzeige. Von einer Wohnung an der Herforder Straße bot sich ein hervorragender Blick auf den mutmaßlichen Tatort.
Seit dem 19. Dezember 2005 müssen sich die Beamten Mike S. (33) und Ralf K. (38) wegen der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung verantworten. Sie sollen in der Nacht zum 19. Mai 2005 grundlos einen Passanten verprügelt haben. Die Polizisten bestreiten den Tatvorwurf, den ihnen Oberstaatsanwalt Horst Rürup macht. Sie seien damals von dem Bielefelder Michael D. (34) provoziert worden, hätten dann nur die zu einer Festnahme üblichen Maßnahmen ergriffen.
Nach Ansicht ihrer Dienstvorgesetzten waren die Beamten jedoch pikanterweise von zwei Kollegen überführt worden. Wiebke W. (25) und Matthias U. (32) hielten in der leerstehenden Wohnung an der Herforder Straße in jener Nacht »Stallwache«, um einen Geldautomaten auf der anderen Straßenseite zu observieren. Sie stuften S. und K. sofort als Angreifer ein, alarmierten umgehend die Polizeileitstelle. Erst Minuten später identifizierten die Observanten die Schläger als Kollegen.
Gestern Abend überzeugten sich alle Prozeßbeteiligten von der Möglichkeit, die nächtliche Szene zu beobachten. Die Verteidigung hatte argumentiert, aus der Wohnung sei es nicht möglich gewesen, die Szenerie so einzusehen, um eine belastende Aussage zu Lasten der Angeklagten zu machen. Indes stellte das Schöffengericht unter Vorsitz von Amtsrichterin Astrid Salewski beim Ortstermin fest, dass der mutmaßliche Tatort aus der Wohnung im zweiten Stockwerk des Hauses nur etwa 16 Meter entfernt und recht gut einsehbar ist.
Der Prozeß wird am 7. Februar fortgesetzt.

Artikel vom 19.01.2006