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Teppiche, die über Eck liegen

Ikea erstmals in Köln vertreten

Von Bernhard Hertlein
Köln/Wallau (WB). Ikea, das weiß man, lässt seine Möbel weltweit und preisgünstig nach standardisierten Vorgaben fertigen. Nun will das schwedische Unternehmen darüber hinaus mit traditionellen Handwerkstechniken experimentieren und sie neu beleben. Ikea ist erstmals auf der Internationalen Möbelmesse in Köln vertreten.

Zu diesem Zweck kreierten Designer wie Maria Vinka, Nils Gammelgard und Anna Efverlund im Auftrag des weltgrößten Möbelhändlers für dessen fünfte »PS«-Kollektion so interessante Dinge wie fußwärmende Kissen für die kalte Jahreszeit, Teppiche, die um die Ecke liegen, Stühle, mit denen man auch am Esszimmertisch schaukeln darf und eine Garderobe aus Bambusrohren. Der Schaukelstuhl wird übrigens aus Holzfaserkomposit gefertigt, einem neuen Gemisch aus Holzresten und Kunstharz.
Neben dieser neuen Kollektion stellte Ikea gestern am Rande der Kölner Möbelmesse auch ein soziales Projekt vor. In Indien, wo Frauen im Bundesstaat Uttar Pradesh die »Grintorp«-Kissenbezüge für Ikea fertigen und besticken, unterstützen die Schweden in Kooperation mit Unicef alternative Lernzentren. In ihnen sollen Kinder, die sonst keine Chance auf Schulbildung hätten, ausgebildet und vor Kinderarbeit geschützt werden. Lehrer sind Personen aus den Dörfern. Wer an Ikea liefert, ist verpflichtet, seine Jungen und Mädchen nicht arbeiten zu lassen.
In nur einem Jahr wurden nach Angaben des schwedischen Konzerns 75000 Kinder aus 500 Dörfern in die Schulbildung gebracht. Zugleich unterstützt Ikea die Bildung von Frauen-Kooperativen, die Geld sammeln und es untereinander verleihen - zu Zinsen, die meilenweit vom Wucher der professionellen Geldverleiher entfernt sind.
Deutschland ist für Ikea, das im vergangenen Jahr seinen Umsatz weltweit von 12,8 auf 14,8 Millionen Euro steigern konnte, nach wie vor der wichtigste Markt. 19 Prozent erzielt Ikea hier. Jeweils elf Prozent entfallen auf USA und England. Stark sind weiter Frankreich (9 Prozent) und Schweden (8). Zusätzlich zu den bestehenden 37 Ikea-Häusern in Deutschland plant das Unternehmen mit dem Elch als Wahrzeichen Neueröffnungen in Koblenz, im Rhein-Main-Gebiet und in Augsburg. Darüber hinaus gebe es Pläne für neue Möbelhäuser in Oldenburg und Würzburg. In Ostdeutschland werde Ikea aber vorerst nicht weiter expandieren. 74000 der weltweit 90 000 Beschäftigen arbeiten in Europa.
Größter Produzent von Ikea-Möbeln ist China mit einem Anteil von 18 Prozent. Hier folgen Polen (12), Schweden (9), Italien (7) und Deutschland (6) auf den weiteren Plätzen.
Nach zwei Senkungen in den beiden vergangenen Jahren will Ikea die Preise für seine Möbel in diesem Jahr stabil halten.

Artikel vom 18.01.2006