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Großer Erfolg im Bahnhof Rheda

Bielefelder Johann Föse übernahm vor zwei Jahren Agentur auf eigene Rechnung

Von Dirk Bodderas
Rheda-Wiedenbrück (WB). »Entweder Rheda oder ich mach's nicht!« Als Johann Fröse vor drei Jahren das Angebot bekam, eine Bahnagentur auf eigene Rechnung zu übernehmen, konnte er zwischen mehreren Bahnhöfen auswählen. Höxter, Werl, Löhne und Oelde standen ebenfalls zur Wahl. Doch Johann Fröse kannte das Potential des Rhedaer Bahnhofes - und hat es voll ausgeschöpft.

Die Stadt Rheda-Wiedenbrück hatte das Bahnhofsgebäude erworben und mit Landeszuschüssen grundlegend saniert. Die Haltestelle hat sich in den vergangenen zwei Jahren vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan gemausert - und die Agentur des heute 29-jährigen Fröse brummt.
Und zwar so gut, dass er Expansionspläne hegt, die am 1. Mai 2006 - exakt zwei Jahre nach dem Start in die Selbständigkeit - umgesetzt sein sollen. Nicht mehr allein Bahnreisende will er mit Fahrkarten und - dank seiner ausgeprägten Kenntnisse von den Sparmöglichkeiten bei der Deutschen Bahn (DB) - geldwerten Informationen versorgen. Die Räume seines Geschäftsnachbarn werden in Kürze geräumt sein. Dann zieht Johann Fröse hier mit einem kompletten Reisebüro ein.
Auf 140 Quadratmetern kann alles gebucht werden - vom Schwarzwald-Trip bis zur Polarreise im Luxusliner. Einen Arbeitsplatz will er ausschließlich diesem Zweck widmen; es wird aber noch einen zweiten kombinierten »Schalter« für alle Fragen rund um Bahn und Urlaub geben. Den »normalen Agenturschalter« will der Bielefelder zunächst offenhalten.
Schön ist auch: Johann Fröse wird mindestens eine Tourismus-Fachkraft einstellen. Bereits jetzt beschäftigt er eine Vollzeitkraft - die Bielefelderin Fany Urban - und zwei Aushilfen. Er denkt zudem über eine Kinderspielecke nach. Vielleicht können Wartende ja auch auf Massagesesseln entspannen.
Große Pläne also, doch der Jungunternehmer bleibt entspannt. Schließlich entwickelten sich die ersten beiden Jahre seiner Selbständigkeit als Franchise-Nehmer der Deutschen Bahn bereits ausgesprochen erfolgreich. Im Jahr 2004 war er mit dem selbst gesetzten Ziel »mindestens 500 Euro mehr im Monat übrig zu haben, als zu DB-Zeiten als Angestellter« an den Start gegangen. Das hat offenbar geklappt. Wobei der Wunsch, ein breiteres Angebot vorzuhalten, schon früh da war. »Mehr ist gut, noch mehr ist besser«, sagt Fröse und lächelt.
Derzeit suchen 100 bis 150 Menschen am Tag Rat am kleinen Bahnagentur-Schalter. Die meisten sorgen natürlich für Umsatz. Und wenn der Chef und seine Mitarbeiter die günstigste Verbindung finden, sorgen sie für ein glückliches Gesicht. Johann Fröse: »Mein Slogan lautet: Das Bahnfahren ist günstig, wen man weiß, wie.«
Er muss es wissen, schließlich ließ er sich bei der DB von 1994 bis 1997 zum Kaufmann für Eisenbahn- und Straßenverkehr ausbilden - das ist eine Kombination aus Reiseverkehrs- und Speditionskaufmann. Anschließend arbeitete er sieben Jahre lang in Bielefeld, Gütersloh und Hamm.
Übrigens auch zwei Wochen in Rheda. Damals war der Bahnhof noch nicht renoviert, und der gebürtige Kirgise holte sich in dem zugigen Gebäude »die übelste Erkältung meines Lebens«. Dieser Bahnhof sei »ein Negativ-Beispiel ohnegleichen« gewesen. Aber wie gesagt: Fröse erkannte schon damals das Potenzial.
Die Idee, sich hier zu engagieren, wurde im Jahre 2003 entwickelt. Bis zu elf Stunden täglich war Johann Fröse auf den Beinen, um seinen Job am Hammer Bahnhof auszufüllen. Im Zuge der DB-Gründer-Initiative kam dann von seinem damaligen Mentor, Verkaufsleiter Hans-Georg Berger, der Vorschlag, sich selbständig zu machen - ein Schritt, den Johann Fröse nicht bereut hat.

Artikel vom 28.01.2006