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Bande mit den Schlapphüten

52 brutale Überfälle aufgeklärt

Potsdam (dpa). Eine der größten Serien von Banküberfällen in der deutschen Nachkriegsgeschichte ist aufgeklärt. Fünf Verdächtige sitzen in Haft.

»Sie gehören zu einer deutsch-polnischen Bande, die seit 2002 insgesamt 52 brutale Überfälle zumeist auf Banken und Sparkassen in sieben Bundesländern verübte und mehr als 3,6 Millionen Euro erbeutete«, sagte Einsatzleiter Hans-Jürgen Mörke von Potsdamer Polizei. Nach einem Haupttäter werde noch gefahndet. Insgesamt gehen die Ermittler von acht bis zehn Tätern aus. Drei Verdächtige müssen sich in dieser Woche in Gera (Thüringen) vor Gericht verantworten.
Die laut Mörke professionell agierende »Schlapphut«-Bande - genannt nach ihrer Kopfbedeckung bei den Überfällen - ging immer nach dem gleichen Schema vor: Die Räuber spähten ihre Objekte - meist kleine Filialen mit ein bis zwei Angestellten - aus. Dann überfielen sie, bewaffnet mit Maschinenpistolen und meist zu zweit, die Sparkasse oder Bank und waren nach fünf bis acht Minuten mit ihrem zuvor gestohlenen Fluchtfahrzeug schon wieder auf und davon. Nur wenige Wochen vergingen, und schon schlug die Bande wieder zu. In der Zwischenzeit gaben sie protzig und verschwenderisch die Beute aus.
Allein 21 Mal schlug die Bande in Brandenburg zu. Die Spur ihrer Überfälle zog sich aber auch durch Sachsen-Anhalt (11 Überfälle), Mecklenburg-Vorpommern (6), Sachsen (5), Hessen (4), Niedersachsen (3) und Thüringen (2). Die Tatverdächtigen aus Berlin, Thüringen und Polen haben alle langjährige kriminelle Karrieren.
An der jahrelangen Fahndung nach der Bande waren zeitweise bis zu 1000 Beamte beteiligt. Auf das Konto der Verbrecher gehen den Ermittlern zufolge auch 50 weitere Straftaten wie Fahrzeugdiebstahl sowie ein versuchter Mord an einem Mann in Göttingen. Diesem hatten sie auf der Flucht nach einem Überfall in den Kopf geschossen. »Mit Blick auf das Waffenarsenal der Täter gehe ich davon aus, dass noch Menschen zu Tode gekommen wären, wenn die Bande nicht gefasst worden wäre«, sagte der Potsdamer Oberstaatsanwalt Benedikt Welfens.
Die ersten zwei mutmaßlichen Bandenmitglieder waren nach der Tat in Göttingen Anfang August 2005 gefasst worden, weitere drei gingen der Polizei kurz nach einem Überfall auf einen Schrotthandel in Greiz (Thüringen) ins Netz.

Artikel vom 17.01.2006