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Soziales Wirken
ist Herzenssache

Elfriede Eilers vollendet 85. Lebensjahr


Schildesche (-er). Wer mehr als 30 Jahre aktiv im politischen Geschäft war, kann auf viele Erlebnisse zurückblicken. Elfriede Eilers nutzt diesen Erfahrungsschatz, um noch zu wirken: als Gründerin der nach ihr benannten Stiftung. Heute vollendet die Sozialdemokratin, die aktuelle Entwicklungen mit viel Gelassenheit verfolgt, ihr 85. Lebensjahr.
Die »85« sieht man ihr nicht an, ihr Temperament und ihre positive Lebenseinstellung halten sie in Schwung. »Ich bin dankbar, dass ich ein wenig von meinen Erfahrungen mit den heute Verantwortlichen teilen kann«, sagt Elfriede Eilers. Ihre Forderungen nach kindlicher Förderung im Kita-Bereich trifft genau das, was Pädagogen der Arbeiterwohlfahrt umsetzen wollen. Die nach ihr benannte Stiftung finanziert Modellprojekte - auch in der Jugend-, Familien- und Seniorenhilfe - mit dem Ziel, beispielgebend zu sein. Die Arbeit in den Stiftungs-Gremien macht ihr Freude, zumal sie dabei mit der ihr eigenen Neugierde Entwicklungen mit erleben und mit gestalten kann.
Natürlich verfolgt Elfriede Eilers die Politik, die jetzt in Berlin von der Großen Koalition gemacht wird - kritisch, aber auch fair. Dass nun eine Frau das Kanzleramt bekleidet, findet sie gut - hätte allerdings lieber eine Sozialdemokratin darin gesehen. Mit Einschätzungen hält sie sich zurück, eine Bewertung der Kanzlerin für verführt. »Sie hat eine gradlinige Furche gelegt«, meint sie und fügt hinzu, eine große Koalition sei eine Ausnahme-Situation. Klar hingegen ihre Kritik am Familiengeld: das hätte man besser in die frühkindliche Förderung gesteckt.
Förderung - die hat Elfriede Eilers, die in der Siedlung am Lehmstich (zwischen Stadtheider- und Beckhausstraße) aufwuchs, als Kind erfahren. Der Vater Karl Eilers legte Wert darauf, dass seine Tochter eine gute Ausbildung bekam - schulisch als auch beruflich. Tagespolitische Themen wurden nie ausgespart, wenn die kleine Familie (Elfriede war einziges Kind) beisammen saß. Während des 2. Weltkriegs wurde auch BBC gehört: »Meine Eltern hatten großes Vertrauen, dass dies unter uns blieb«, erzählt sie und ergänzt: »Ernst genommen zu werden, war ein gutes Gefühl.« Natürlich hat die junge Elfriede mit keinen Wort verraten, dass die drei Meter lange rote Fahne - sorgfältig zusammen gelegt - in einem Sofakissen-Bezug versteckt war.
Geburtstag in den 30er Jahren - das bedeutete praktische Geschenke und ein Kaffeetisch an dem es die letzten der Weihnachtsplätzchen gab. »Und nach meinem Geburtstag wurde der Weihnachtsbaum abgeräumt. Im wenig benutzten und geheizten Wohnzimmer behielt er seine Nadeln immer bis Mitte Januar.«

Artikel vom 17.01.2006