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Springer steht
zu ProSieben

Nein der Kartellwächter riskiert

Berlin (dpa). Erneute Wende im Übernahmepoker um ProSiebenSat.1: Die Axel Springer AG hat ihr Angebot an das Bundeskartellamt über einen Verkauf des TV-Senders ProSieben zurückgezogen.

Das teilte das Unternehmen gestern in Berlin mit. Vor einer Übernahme der gesamten ProSiebenSat.1 Media AG komme ein Verkauf des Senders aus rechtlichen Gründen nicht in Betracht. Springer erwarte eine Untersagung der Kartellbehörde. Danach werde das Unternehmen alle Rechtsmittel und Optionen prüfen. Das Kartellamt erbat eine Fristverlängerung bis zum 27. Januar. Springer gab der Bitte statt.
Hauptstreitpunkt zwischen Springer und dem Kartellamt war der Zeitpunkt für einen Verkauf von ProSieben. Das Kartellamt hatte die Bedingung gestellt, dass Springer vor Übernahme des TV-Konzerns von der Investorengruppe um den US-Geschäftsmann Haim Saban ProSieben aus dem Paket herauslöst und an einen unabhängigen Erwerber weiterverkauft. Außerdem müsse der Sender aus der gemeinsamen Werbevermarktung aussteigen.
Springer bedauerte in einer Erklärung, dass das Kartellamt mit dieser Haltung den von der Behörde selber aufgezeigten Weg zur Freigabe der Übernahme aus formalen Gründen habe scheitern lassen. Die Forderung des Kartellamtes laufe darauf hinaus, dass Springer einen Sender verkaufen müsse, bevor dieser dem Unternehmen überhaupt gehöre.
Springer hatte in der vergangenen Woche angeboten, ProSieben nach einer Übernahme der Gruppe zu verkaufen, um bei den restlichen Sendern Sat.1., 9Live, Kabel eins und N24 einsteigen zu können. Zuvor hatte die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) ein Veto gegen die Fusion eingelegt. Die KEK befürchtet im Falle einer Übernahme eine vorherrschende Meinungsmacht und eine Einschränkung der Medienvielfalt. Am Freitag hatten die Direktoren der Landesmedienanstalten das KEK-Veto kritisiert und für den Fall eines neuen Springer-Antrags eine Revision signalisiert.
Springer hatte im Augst 2005 die Übernahme von Deutschlands größtem TV-Konzern angekündigt. Im Kaufvertrag hatte sich Springer verpflichtet, alles zu unternehmen, um eine Zustimmung der Behörden zu bekommen. Das Angebot Springers, alle Programm- und Familienzeitschriften zu verkaufen, hatte das Kartellamt abgelehnt.

Artikel vom 17.01.2006