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Deutschland macht Schieder wieder Freude

Preise werden leicht steigen - Polstermöbel werden von April an auch in China gefertigt

Von Bernhard Hertlein
Köln/Herford (WB). Der Geduld der Schieder-Gruppe mit der Administration im russischen Kostroma ist nur noch begrenzt. Dagegen hat Europas größter Möbelhersteller sehr viel Freude an China, Rumänien - und neuerdings auch wieder an Deutschland.
Schmieden Allianzen für Wachstum: Schieder-Geschäftsführer Samir Jajjawi (vorne rechts) und Franz-Josef Golüke.

Erstmals seit 2001 wird der Umsatz im Inland voraussichtlich stärker steigen als das Auslandsgeschäft.
Samir Jajjawi (40), Vorsitzender der Schieder-Geschäftsführung und in erster Linie für die Finanzen verantwortlich, bezifferte den erwarteten Umsatzzuwachs im Geschäftsjahr 2005/06 (31.03.) im Inland auf vier Prozent. Die gesamte Gruppe erwarte ein Plus von zwei Prozent auf den letztgenannten Umsatz von 1,03 Milliarden Euro.
Im Inland, wo 60 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet werden, setzt sich Schieder damit von der Entwicklung im Möbelhandel ab, der noch einmal ein leichtes Minus verkraften musste. 75 Prozent des Produktionsvolumens kommen übrigens aus Polen, wo die Gruppe auch 9000 ihrer 11605 (Vorjahr: 11 155) Mitarbeiter beschäftigt. 1750 arbeiten in Deutschland, davon 1600 in Ostwestfalen-Lippe, die übrigen in Nagold (Marke Begana) und in Sorkow bei Berlin.
Die starke Präsenz in Polen drückte währungsbedingt 2005 auf das Ergebnis. Der Zloty legte nach Angaben von Geschäftsführer Franz-Josef Golüke in den vergangenen 18 Monaten in der Relation zum Euro um 15 Prozent zu. Aus diesem Grund und wegen der gestiegenen Rohstoff- und Materialkosten kündigte der Hersteller gestern am Eröffnungstag der IMM Cologne eine 3,4-prozentige Preiserhöhung für den 1. April 2006 an. Dies gelte für das gesamte Sortiment, sagte Jajjawi.
Schon im April wird Schieder in Changzhou eine neue, 22000 Quadratmeter große Produktion von Polstermöbeln in Betrieb nehmen. Beschäftigt werden dort 180 Mitarbeiter. Daneben lässt Schieder bereits in einem Joint Venture mit Harvest Essgruppe in China fertigen. Gleichzeitig intensivieren die Ostwestfalen ihre Aktivitäten für die Vermarktung in der Volksrepublik. Nach der Eröffnung eines ersten Showrooms in Changzhou Mitte 2005 sucht Schieder derzeit Franchisepartner für weitere Verkaufsstudios.
Während außerdem noch 2006 im rumänischen Sighet nach der 240 Beschäftigte zählenden Kastenmöbel-Produktion ein weiteres Werk mit voraussichtlich 100 Mitarbeitern zur Produktion von Polstermöbeln in Betrieb gehen soll, liegen die Russland-Aktivitäten brach. »Uns fehlt die rechtliche Sicherheit für den Grundstückerwerb«, erklärte Jajjawi in Köln. Schieder wollte in Kostroma unweit eines großen Spanplattenwerks 15 Millionen Euro in eine neue Kastenmöbel-Produktion investieren. »Wir geben den Verkäufern noch eine Frist von drei Monaten, um unsere Bedenken auszuräumen«, sagte Jajjawi.
Um auch künftig wachsen zu können, hat Schieder seine Finanzierung auf neue Beine gestellt. Neben Banken traten als Kreditgeber private Investoren aus dem angelsächsischen Bereich, deren Kredite Jajjawi zufolge eine Laufzeit von sechseinviertel Jahren haben. Dazu kommen Genussscheine, die das Eigenkapital schonend in zwei Runden in Luxemburg an institutionelle Anleger gingen. »Die Eigenkapitalquote liegt heute deutlich über 30 Prozent«, sagte Jajjawi.

Artikel vom 17.01.2006