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Zuschauer-Boom in Paderborn

Steigerung um 80 Prozent - Zweitliga-Goldgrube ist die Allianz-Arena

Paderborn/München (WB/dpa/MR). Der 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt spielen wieder eine Etage höher, doch auch ohne die früheren Kassenmagneten ist die 2. Fußball-Bundesliga so attraktiv wie nie zuvor.

Erstmals in der Geschichte der 1992 gegründeten eingleisigen Klasse strömten in der Hinrunde mehr als zwei Millionen Fans in die 18 Stadien. Der durchschnittliche Besuch (13 710 Zuschauer) ist um fast 1000 Zuschauer höher als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres und kündigt einen Rekord an: Am Ende dürfte die bisherige Bestmarke aus der vorigen Saison von 4,1 Millionen Zuschauern keinen Bestand mehr haben.
»Die Fans strömen in die Stadien, weil der Kampf um den Aufstieg und den Klassenerhalt unheimlich spannend ist«, sagte Manager Jörg Schmadtke von Alemannia Aachen. Die Mannschaft vom »Tivoli« steht beispielhaft für das völlig offene Rennen um die drei Aufstiegsplätze. Während sich die favorisierten Ex-Bundesligisten VfL Bochum, Hansa Rostock und SC Freiburg schwer taten, arbeiteten sich die Alemannen klammheimlich nach oben und starten als »Herbstmeister« in die am Freitag beginnende Rückrunde.
Dem Aufstiegskandidaten TSV 1860 München blieb in der Hinserie nur Platz fünf. Doch als Zuschauermagnet spielten die »Löwen« in einer anderen Liga und sind hauptverantwortlich für den Besucher-Boom. 404 840 Fußballanhänger (Schnitt 44 982) kamen in die neue Allianz Arena. Aufsteiger Eintracht Braunschweig (165 800) und Bochum (162 999) folgen weit abgeschlagen als Zweiter und Dritter der Zuschauerrangliste. Sportlich wurde die »Goldgrube« im Münchner Norden für 1860 allerdings zum Flop: Von den acht Heimspielen gingen vier verloren.
Stolze Rekordzahlen vermeldet auch Zweitliga-Neuling SC Paderborn 07, auch wenn die zunächst sehr viel bescheidener klingen. Insgesamt 56 919 Besucher passierten die Tore am Hermann-Löns-Stadion, das waren im Schnitt 6324. »Damit haben wir unsere Zuschauerzahlen um gut 80 Prozent gesteigert«, freut sich Geschäftsführer Michael Born. Besonders bemerkenswert dabei ist, dass die Paderborner die Zuschauermagneten VfL Bochum, 1860 München, Alemannia Aachen, Hansa Rostock oder Dynamo Dresden erst in der Rückrunde zu Gast haben. Im vergangenen Regionalligajahr kamen insgesamt 60 183 und damit 3540 Zuschauer pro Partie nach Paderborn.
Kalkuliert hatte der SCP mit 4500 Zuschauern im Durchschnitt, einen wirtschaftlichen Erfolg wird der beste Zweitligaaufsteiger aber dennoch kaum verbuchen können. Denn der Baustopp der Paragon-Arena verhagelt alle Kalkulationen. Würde das neue Schmuckkästchen mehr als 5000 Sitzplätze bieten, verfügt das Löns-Stadion nur über 1700.
Der Gang in ein Zweitligastadion mag auch deshalb in sein, weil die Klubs wieder verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzen. In Christian Eigler von der SpVgg Greuther Fürth führt ein 21-Jähriger mit zehn Treffern die Torschützenliste an. Aachens Jan Schlaudraff (8) als Zweiter ist nur ein Jahr älter.
Die 2. Liga als Talentschmiede für die WM 2010 in Südafrika - in der Hinserie kamen immerhin 213 Deutsche zum Einsatz (1. Liga: 188). Zum Vergleich: Der SC Paderborn setzte in der Hinrunde 13 deutsche Spieler (von insgesamt 21) ein, davon kommen mit Lukas Kruse, Stephan Maaß, Thorsten Becker, Daniel Brinkmann und Sven Krause fünf aus dem eigenen Nachwuchs.

Artikel vom 17.01.2006