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Lebenslänglich für sechsfachen Mord

Carola Moos überzeugt als Schwester Magdalena bei »Niedrig & Kuhnt«

Ummeln (ptr). Eine so böse Rolle hätte man ihr gar nicht zugetraut. Gleich sechs Morde hat Carola Moos alias Kloster-Oberin Magdalena in der Vorabend-Krimiserie »Niedrig & Kuhnt« auf dem Kerbholz. Das Urteil am Ende der Sendung lautet daher zwangsläufig: lebenslänglich.

Ihren ersten Fernsehauftritt verfolgt die 76-jährige Ummelnerin gemütlich in ihrem voll besetzten Wohnzimmer. Fünf Mitglieder der Hausgemeinschaft haben sich angesagt, um gemeinsam die seit Tagen gespannt erwartete Ausstrahlung zu verfolgen. »Wie in den 50er-Jahren, als nur einer einen Fernseher hatte und man immer zusammen gucken musste«, sagt Klaus Tepel und nimmt noch einen letzten Schluck Kaffee, ehe es endlich losgeht.
Der Beginn der Serie ist recht blutrünstig. Eine Nonne liegt erschossen in ihrem Bett. Blut läuft an ihrer Stirn hinunter. »Habe ich doch gut getroffen«, sagt Moos und lacht vergnügt. Wenig später ist es soweit. Als Schwester und Kloster-Oberin Magdalena ist sie erstmals im Bild zu sehen. Resolut ist ihr Auftritt. Lautstark weist sie die männlichen Kommissare zurecht, dass diese »im Kloster nichts zu suchen« haben. »Carola, wie sie leibt und lebt«, ruft Nachbarin Renate Meyer.
Die Geschichte ist in der Folgezeit recht komplex. Es gibt gleich vier Tatverdächtige, darunter Schwester Magdalena, die sich immer stärker in widersprüchliche Aussagen verstrickt und peinlich darum bemüht wirkt, die Tat zu vertuschen, um das Kloster vor Schaden zu bewahren.
Schließlich kommt es zum Showdown. Als die beiden Kommissare in einem unterirdischen Gang kurz vor des Rätsels Lösung stehen, ergreift Schwester Magdalena die Flucht nach vorn, löscht das spärliche Licht und bedroht die beiden mit einer Waffe. Zum Glück eilt ein Kollege den beiden Polizistinnen zu Hilfe und überwältigt Magdalena. Deren Motiv: Die getötete Nonne war schwanger. Genau wie fünf weitere Schwestern, die Jahre zuvor ebenfalls zu Tode kamen. Jetzt ist klar: Auch damals steckte Magdalena dahinter.
Die Hausgemeinschaft ist mit dem Auftritt ihrer Nachbarin hochzufrieden. »Da muss man den Hut ziehen. Aber wir kannten ihr Talent ja schon aus Aufführungen bei privaten Festen«, sagt Meyer und nickt anerkennend. Fast unmittelbar im Anschluss an die Fernsehübertragung klingelt das Telefon Sturm. Als erste gratuliert die Frau vom früheren Chef: »Die hat gesagt, sie hätte sich phasenweise kaputtlachen können. Ist ja eigentlich unverschämt, wo es doch um eine so ernste Sache ging«, sagt Moos und lächelt verschmitzt.
Die Nachbarn hoffen derweil, ihre Carola schon bald wieder im Fernsehen bewundern zu können. Eine Paraderolle haben sie auch schon im Hinterkopf: »Leibwächterin vom Papst. Schließlich hat sie bewiesen, dass sie mit Knarren gut umgehen kann.«

Artikel vom 18.01.2006