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Gemeinsames Geschichtsbuch

Verständigung macht Schule


Zwischen 1871 und 1945 bekriegten sich Deutschland und Frankreich nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch in den Schulbüchern. Buchstaben waren wie Waffen. Auf beiden Seiten des Rheins trugen die Schulen ihren Teil zur geistigen Mobilmachung gegen den »Erzfeind« bei, indem sie Vorurteile schürten. Hier der deutsche Militarist mit der Pickelhaube, dort die Krämerseele mit Rotwein in der Hand.
Statt im Unterricht Verachtung zu lernen, greifen 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs deutsche und französische Gymnasiasten zu einem gemeinsamen Geschichtsbuch. Es symbolisiert die Abkehr von engstirnigem Nationaldenken, die Besinnung auf die gemeinsamen europäischen Wurzeln und die mittlerweile ausgezeichneten deutsch-französischen Beziehungen.
China und Japan sollten sich daran ein Beispiel nehmen: Im letzten Jahr löste ein japanisches Geschichtsbuch, das die Kriegsverbrechen in Asien verharmlost, in Peking gewalttätige Proteste aus. Das Buch wirkte buchstäblich wie Sprengstoff. Dagegen fördert das von der deutschen wie der französischen Regierung angestoßene Schulprojekt die Verständigung zwischen den Jugendlichen. Dietmar Kemper

Artikel vom 17.01.2006