18.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Grönefeld kämpft
sich tapfer zurück

Der erste Sieg seit dem Bänderriss

Melbourne (dpa). Noch schwindelig von der atemberaubenden Achterbahnfahrt der Gefühle wankte Anna-Lena Grönefeld von dem kleinen Nebenplatz Nummer 8. Sie strahlte glücklich und erleichtert nach ihrem 2:6, 6:4, 7:5-Erfolg gegen die Spanierin Laura Pous Tio.

Zum ersten Mal seit ihrem zweieinhalbfachen Bänderriss im vergangenen Oktober hatte sie wieder ein Einzel-Match gewonnen - und das ausgerechnet zum Auftakt der Australian Open. »Ich wollte hier unbedingt antreten und allen beweisen, dass ich dazu gehöre und mitspielen kann«, sagte die 20-Jährige aus Nordhorn.
Wochenlang hatte sie sich gequält, um nach der bittersten Stunde ihrer jungen Karriere wieder auf die Beine zu kommen. In Moskau war es passiert, als sie die große Maria Scharapowa am Rande der Niederlage hatte. Ein falscher Schritt, und mit den Bändern im rechten Sprunggelenk riss beim Stand von 6:1, 4:2 auch ihre Erfolgsserie, die sie binnen Jahresfrist von Platz 75 unter die besten 20 der Tenniswelt katapultiert und zur Doppel-Partnerin von Martina Navratilova gemacht hatte. »Seit dem Halbfinale bei den US Open habe ich aber nichts mehr von ihr gehört«, sagte Grönefeld.
Mit dem Fehltritt geriet alles ins Stocken. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauert«, gab sie später zu, und die Ungeduld wurde immer größer. Beim Hopman Cup begann sie das neue Tennis-Jahr mit Niederlagen, und die Selbstzweifel nagten mehr an ihr, als sie öffentlich zugeben mag. »Sie ist unheimlich ehrgeizig und will zu viel auf einmal«, sagte Nicolas Kiefer, der in Perth ihr Partner war. Trotz der Pleitenserie an der australischen Westküste bestand die Niedersächsin darauf, bei den Australian Open zu spielen und setzte sich gegen Trainer Rafael Font de Mora durch.
»Es spricht für sie, dass sie den Mut hatte, sich zu stellen«, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner. »Ich muss Spiele machen; nur so bekomme ich meine Sicherheit und mein Selbstvertrauen zurück«, meinte Anna-Lena Grönefeld, die sich den knappen Erfolg mit ihrem riesigen Kämpferherzen hart erarbeitet hat.
Dabei war »der erste Satz wirklich eine Katastrophe«, gab sie zu. Nicht ganz so drastisch fiel das Urteil über die folgenden zwei Durchgänge aus. Unbestritten freilich war der enorme Einsatz der blonden Wahl-Amerikanerin, die sich auch in aussichtslosen Situationen nicht hängen ließ. »Come on« feuerte sie sich immer wieder selbst an und präsentierte ihr bestes Tennis gerade in dem Moment, als sie drei Matchbälle abwehren musste.
»Das ist wichtig für ihre weitere Entwicklung«, sagte Barbara Rittner. Jetzt wartet mit Maria Sanchez-Lorenzo auch in der zweiten Runde eine Spanierin auf Anna-Lena.

Artikel vom 18.01.2006