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»Egozentriker, die nur
um sich selbst kreisen«

350 Jahre alte Charakterkomödie in Wohnlandschaft


Bielefeld (bp). 1666 wurde die Molière-Komödie »Der Menschenfeind« uraufgeführt und seitdem zahllos übersetzt, überarbeitet, modernisiert, neu- und überschrieben. Das Theater Bielefeld zeigt »Der Menschenfeind« in der Übersetzung von Jürgen Gösch und Wolfgang Wiens, die Molières Text in Versform belassen haben. Regisseur Christian Schlüter: »Es bleibt eine Charakterkomödie, in der die Figuren allesamt Egoisten sind, die um sich selber kreisen.«
Die Bühne im Theaterlabor Tor 6 ist eine Arena, gespielt wie »auf Augenhöhe« des Publikums. Molière habe sich dafür interessiert, »wie Menschen funktionieren«, wie sie sich gegenseitig bespiegeln, welche Rolle sie spielen oder in welche Rolle sie sich drängen lassen. Schlüter und Dramaturg Uwe Bautz: »Das ist heute so aktuell wie vor 350 Jahren.«
Die Handlung: Alceste, ein junger Mann von Welt, hat einen gravierenden Fehler: Er ist hemmungslos ehrlich. Er tadelt seine Umwelt, weil er Heuchelei, Anbiederei, Schleimerei nicht ertragen kann. Die junge, kokette Witwe Célimène hat sich den herrschenden gesellschaftlichen Spielregeln komplett unterworfen, mehr noch: Sie gibt sie vor. Sie führt ein offenes Haus, schart vor allem Männer um sich. Da bleiben Eifersuchtsszenen nicht aus. . .
Alceste ausgerechnet liebt und begehrt sie trotzdem.
Molière lässt seine Protagonisten den Moralisten Alceste mit allen Mitteln der Verleumdung, Intrige und Herabsetzung demontieren.
Die Akteure, die sich in einer Wohnlandschaft auf der Bielefelder Bühne tummeln, scheinen keinerlei finanzielle Probleme zu kennen, sie provozieren, um im Mittelpunkt zu stehen - und sie sind dabei von einer sagenhaften Komik.
Es spielen Thomas Wolff, Stefan Imholz, Mathias Reiter, Christina Huckle, Ines Buchmann, Carmen Priego, Max Grashof und John Wesley Zielmann.
Die Premiere am Freitag, 20. Januar, 20 Uhr im Theaterlabor Tor 6 ist bereits restlos ausverkauft. Weitere Vorstellungen im Januar sind am 22., 24., 25., 26., 27., 28. und 31. und dann im Februar.

Artikel vom 17.01.2006