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Von Heesen: »Wir werden nichts übers Knie brechen«

Arminias Trainer gewährt seinen vier Neuzugängen Eingewöhnungszeit

Novo Sancti Petri (WB). Der Fußball-Terminkalender ist wegen der Weltmeisterschaft extrem straff, die Winterpause darum so kurz gewesen, dass sie für Arminia Bielefeld und Trainer Thomas von Heesen eine gefühlte Länderspielpause war. Um topvorbereitet in die Rückrunde zu gehen, absolvierte der Bundesligist ein Trainingslager in Andalusien. Vor der heutigen Rückreise zog von Heesen im Gespräch mit Sportreporter Dirk Schuster sein Fazit.
Die Zeit im Trainingslager ist abgelaufen: Trainer Thomas von Heesen in Novo Sancti Petri.

Das Wetter war durchwachsen, die Platzverhältnisse auf dem Trainings-Grün deshalb nur mittelmäßig. Warum war die Woche in Spanien trotzdem so wichtig für Arminia? Thomas von Heesen: Aus mehreren Gründen: Wir haben zwei Neuzugänge zu integrieren und wir haben einige Spieler, die nach langen Verletzungspausen wieder Anschluss finden müssen. Beides funktioniert besonders dann gut, wenn alle möglichst viel Zeit zusammen verbringen.

Sie haben die langjährigen Arminen Petr Gabriel und Rüdiger Kauf vor kurzem als Neuzugänge bezeichnet. Wie viel Zeit werden beide nach ihrer Knie-Operation und der langen Pause noch benötigen, um wieder zu alter Form zu finden? Von Heesen: Das ist eine Frage von Tagen. Zehn, vielleicht 20, vielleicht auch 30.

Wo haben beide noch ihre größten Defizite? Von Heesen: Im Fitnessbereich. Und auch ans Spieltaktische müssen sie sich erst wieder gewöhnen. Das ist nach so langer Verletzungspause normal. Petr fordert zudem zu schnell zu viel von sich. Wenn etwas daneben geht, wird er ungeduldig. Er muss locker bleiben. Und bei »Rübe« muss die Handlungsschnelligkeit zurückkehren. Die Aggressivität hat er schon. Bei beiden werden wir aber nichts übers Knie brechen. Es ist ein Maß an Geduld gefragt, nicht nur von mir.

Und die zwei echten Neuzugänge Artur Wichniarek und Ioannis Masmanidis, welchen Eindruck machen diese beiden aufÊ Sie? Von Heesen: Artur brennt bei jeder Einheit. Es ist nur die Frage: Welche Stürmer passen am besten zusammen? Boakye und Dalovic haben das System verinnerlicht. Das muss Wichniarek noch aufholen. Und was Masmanidis angeht: Er ist ein Individualist, ein Juwel, das wir formen müssen. Er hat die Klasse und damit alle Möglichkeiten, sich durchzusetzen. Wichtig ist, dass er sich ans Tempo gewöhnt.

Arminia hat in der Bundesliga-Hinrunde 20 Punkte gesammelt. Jetzt kommen vier Spieler hinzu, deren Namen für Qualität stehen. Wie viele Punkte holt Bielefeld mit Wichniarek, Masmanidis, Kauf und Gabriel in der Rückrunde mehr? Von Heesen: Das ist mir zu sehr um die Ecke gedacht. Die Neuzugänge brauchen zwei, drei Monate, bis sie richtig drin sind. Für mich ist wichtig, dass wir in der Breite stärker aufgestellt sind und nach hinten raus nachlegen können. Durch die, die von der Bank kommen, wird kein Leistungsabfall entstehen. Dadurch, dass jetzt wieder alle dabei sind, wird die Qualität im Training automatisch höher. Es gibt eine gesunde Konkurrenz. Aber ich habe immer gesagt: Die, die in der Hinrunde Leistung gebracht haben, sollen im Trainingslager diese Leistung bestätigen.

Sie dürften damit rechnen, künftig deutlich mehr Spieler bei Laune halten zu müssen als bisher, die mit ihrem Reservistendasein unzufrieden sind. Glauben Sie, dass die bestehende Harmonie darunter leiden wird?ÊÊ Von Heesen: Das wird sie nicht, da bin ich absolut sicher. Wer meint, außerhalb Ansprüche stellen zu müssen, macht sich sowieso beim Team unbeliebt. Aber solche Spieler haben wir nicht. Mir fällt jedenfalls keiner ein.

Sprechen wir noch kurz über Nebojsa Krupnikovic, der während der Hinrunde über die Medien sein Unverständnis darüber zum Ausdruck brachte, nicht zur ersten Elf zu gehören. Wie beurteilen Sie sein aktuelles Leistungsniveau?Ê Von Heesen: Krupi ist fit, seine Laktatwerte sind super. Die Voraussetzungen sind also gegeben. Aber er muss genau so durch die Pfützen grätschen wie alle anderen. Jeder ist seines Glückes Schmied.

Artikel vom 16.01.2006