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Biologie und Religion

Althaus sieht Fundamentalismus auch in DDR-Weltbild

Erfurt (dpa). Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) will zur Annäherung zwischen Naturwissenschaften und Christentum beitragen.Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus

Keine der beiden Gedankenwelten habe den Alleinvertretungsanspruch bei der Erkenntnis der Welt, sagte Althaus. Gleichzeitig wies er Vorwürfe zurück, er liebäugele mit den so genannten Kreationisten, die die Evolutionslehre ablehnen und stattdessen auf die biblische Schöpfungsgeschichte setzen. »Das ist von meinem Werdegang her vollkommen unsinnig«, sagte der frühere Physiklehrer.
Althaus war wegen einer Laudatio auf ein Schulbuch des Mikrobiologen Siegfried Scherer kritisiert worden. »Mir ging es dabei um die allgemeine Frage, welche Erkenntnisse aus der Schöpfungsgeschichte gezogen werden könnten - nicht um die Verneinung der Evolutionslehre, das ist absurd«, erläuterte Althaus. Er lud Scherer nach Protesten wieder aus, behielt das Thema Evolution für das Gespräch am 23. Januar jedoch bei. Dort soll jetzt der Jenaer Evolutionsbiologe Uwe Hossfeld mit den Theologen Klaus Tanner (Halle) und Michael Gabel (Erfurt) diskutieren.
Als Antrieb für diesen Diskurs nannte der Ministerpräsident seine Erfahrungen in der DDR. »Die Naturwissenschaften wurden in ihrer Vollkommenheit so dargestellt, dass sie den Schöpfungsglauben ausschließen.« Diese fundamentalistische Meinung sei nach wie vor verbreitet, wie an ihn gerichtete E-Mails zeigten. »Darin heißt es zum Beispiel, dass ich als naturwissenschaftlich ausgebildeter Mensch nicht in Wahrheit Glaubender sein könnte.« Die wissenschaftliche Erkenntnis der Welt und der Glauben schließen sich nach Auffassung von Althaus jedoch keinesfalls aus.
Die in den USA stark vertretene Lehre der Kreationisten, nach der die Welt der Bibel zufolge vor wenigen tausend Jahren aus Gottes Hand entstanden sei, hält der Ministerpräsident für grotesk. »Ein aufgeklärter Glaube akzeptiert wissenschaftliche Erkenntnisse - und fördert sie.«

Artikel vom 16.01.2006