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St. Petri-Mitarbeiter
fordern Ende des Streits

Aufsichtsrat des Krankenhauses Loyalität versichert

Von Ulrich Schlottmann
Warburg (WB). In Sachen »St. Petri-Hospital« fordern die Mitarbeiter jetzt ein sofortiges Ende der öffentlich ausgetragenen politischen Streitigkeiten. Das haben die Chefärzte, die Pflegedienstleitung und die Mitarbeitervertreter gestern zum Ausdruck gebracht. »Ein finanzieller Schaden wird uns nicht so sehr durch die Ablösung des Geschäftsführers entstehen, sondern durch die Fortführung der derzeitigen Diskussion«, verdeutlichte Dr. Ortwin Mann, Chefarzt der Inneren Abteilung.

»Wir möchten unsere Arbeit hier ruhig und zielstrebig weiterführen«, sagte Mann gestern vor der Presse. Erneute Forderungen aus dem politischen Raum seien nach dem Verkauf oder der Übernahme des Hauses nicht hilfreich. Bereits Ende 2004 habe diese Diskussion zu einer Verunsicherung in der Öffentlichkeit und nachweislich zu Patientenverlusten geführt. »Und das wichtigste ist doch, dass die Patienten kommen«, so der Chefarzt. Nach Ansicht von Dr. Dietmar Hohmann, Chefarzt der Anästhesie, ist »die Motivation der Mitarbeiter der Garant für die Zukunft«. »Deshalb sollte man uns nicht weiter Knüppel zwischen die Beine schmeißen«, sagte Hohmann.
Das St. Petri-Hospital könne in wirtschaftlicher Hinsicht auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2005 zurückblicken, stellte Dr. Christoph Konermann, Chefarzt der Chirurgie und Ärztlicher Direktor, fest. Durch den Einsatz aller Mitarbeiter und im Schulterschluss mit den beiden Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Bürgermeister Michael Stickeln und Kreisdirektor Dr. Ulrich Conradi, sei es gelungen, »eine Punktlandung in dem mit den Krankenkassen verhandelten Budget zu erreichen«. Auf der Einnahmeseite sei also das Optimale erreicht worden. »Gäbe es nicht die historischen und politisch bedingten Fehlentscheidungen und Altlasten, so hätten wir ohne Defizit abgeschlossen«, so Konermann, nach dessen Worten die beiden Hauptabteilungen Innere und Chirurgie übers Jahr gesehen zu 80 Prozent ausgelastet waren. Konermann führt dies vor allem auf die erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit des Krankenhauses zurück. Dies habe dazu geführt, dass sich die Bevölkerung und die niedergelassenen Ärzte stärker mit ihrem Krankenhaus identifizierten.
Vor diesem sachlichen Hintergrund stünden die Mitarbeiter loyal zum Aufsichtsrat und seinem Vorsitzenden Michael Stickeln und könnten politische Forderungen nach personellen Konsequenzen oder Rücktritt, »nur wegen der Entlassung eines Geschäftsführers«, nicht nachvollziehen.
Ein »Personaldesaster«, wie es in der öffentlichen Diskussion genannt wurde, könne in der Mitarbeiterschaft niemand erkennen. Ein Führungsvakuum sei allein deshalb nicht entstanden, weil der kommissarische Geschäftsführer Markus Tewes, dessen Ernennung die Zustimmung der Mitarbeiter finde, den abwesenden Geschäftsführer Dr. Rolf Brunner-Salten bereits erfolgreich vertreten habe.
Rückendeckung erhielt Bürgermeister Michael Stickeln auch von der Personalvertretung. Personalratsvorsitzender Dietmar Feischen erinnerte daran, dass die Mitarbeiter mit ihrem Arbeitgeber einen Notlagentarifvertrag abgeschlossen hätten, um die Zukunft des Hauses zu sichern und die Möglichkeit zu schaffen, über Jahre vernachlässigte Investitionen nachzuholen. »Das Vertrauen, dass die Belegschaft in den Aufsichtsrat und dessen Vorsitzenden gesetzt hat, ist mit den Erfolgen im ersten Jahr der gemeinsamen Tätigkeit erfreulich belohnt worden«, sagte Feischen. Auch Pflegedienstleiterin Andrea Störmer betonte, dass die Mitarbeiter trotz der derzeitigen Verunsicherung durch die neuerlichen Diskussionen zu ihren Zusagen stünden. Dies dürfe aber nicht überstrapaziert werden, sagte Andrea Störmer, die an das Ziel erinnerte, mit dem Notlagentarifvertrag die von den Mitarbeitern gewünschte Trägerschaft in kommunaler Hand zu sichern.
Axel Gerland, Bezirksgeschäftführer der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, rief in Erinnerung, dass die Mitarbeiter 2005 zugunsten des Krankenhauses auf 550 000 Euro Einkommen verzichtet hätten. Für 2006 seien zwei Drittel dieser Summe und für 2007 noch einmal ein Drittel zugesagt. Dies sei natürlich an die Bedingung geknüpft, dass auch Stadt und Kreis sich an ihre finanziellen Zusagen hielten, betonte Gerland. Der Gewerkschaftler forderte zudem, dass die beiden Träger das Krankenhaus von der Pensionslasten - jährlich rund 250 000 Euro - befreien und diese selbst übernehmen. In Verhandlungen mit privaten Übernahmeinteressenten sei dies stets zugesagt worden, es sei nicht einzusehen, dass die derzeitige Krankenhaus-GmbH schlechter gestellt werde.
Übereinstimmend erklärten die Teilnehmer des Pressegespräches, dass es besser wäre, wenn die Gründe, die zur Entlassung des Geschäftsführers Brunner-Salten geführt hatten, in der Öffentlichkeit bekannt wären, damit die Entscheidung nachvollziehbarer wäre. Bis gestern kannte allerdings selbst der am 24. Dezember 2005 Entlassene diese Gründe nicht. Aufsichtsratsvorsitzender Michael Stickeln teilte auf Anfrage mit, er habe das mit dieser Angelegenheit beauftragte Anwaltsbüro in Höxter noch einmal aufgefordert, Brunner-Salten schnellstmöglich eine Begründung zukommen zu lassen. Ein von ihm angebotenes Gespräch habe der entlassene Geschäftsführer abgelehnt.

Artikel vom 14.01.2006