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Jörg Ludewig fast so gefragt
wie der Tour-Sieger von 1997

Steinhagener möchte sich einen Namen als zuverlässiger Helfer machen

Von Sören Voss
Cala Serena (WB). Strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen: Wer Jörg Ludewig in diesen Tagen beim Training zusieht, der weiß, warum Mallorca unter Radfahrern als Trainingsparadies gilt. Und der Steinhagener genießt die Vorbereitung auf die Saison sichtlich - schließlich ist es die erste bei seinem neuen Arbeitgeber T-Mobile.
Perfekte Premiere: Jörg Ludewig genießt die Sonne und das neue Material von T-Mobile.

Ê »Ich fühle mich wie im siebten Himmel«, sagt der 30-Jährige, der das Team in den allerhöchsten Tönen lobt: »Das Material, das uns zur Verfügung gestellt wird, ist unglaublich. Es ist wie jeden Tag Weihnachten. Auch um alle anderen Details kümmern sich die Verantwortlichen super. Das motiviert zusätzlich.«
Und auch die Reporter haben den Ostwestfalen bei der Mannschaftsvorstellung schnell im Magenta-Dress wahrgenommen. Während etablierte Größen wie Wesemann oder Zeitfahrweltmeister Rogers schon am Buffet zugreifen, ist Ludewig noch immer von Fragestellern umringt und beantwortet in seiner markant lässigen Art auch die letzten Fragen professionell.
Noch nicht auf seinem Notizblock hat hingegen Jan Ullrich den Namen »Ludewig« im Hinblick auf die Tour de France. Acht von neun Startplätzen sind prinzipiell fest vergeben - an Rundfahrt-Spezialisten von Klöden bis Guerini. Der Steinhagener hat für den Sommer seinen vierten Frankreich-Start zwar noch nicht abgeschrieben, sieht die Sache aber realistisch: »Eine Tour-Nominierung wäre für mich ein I-Tüpfelchen. Ehrlich zugegeben, sehe ich mich aktuell aber nicht im Tour-Kader.«
Nachdem Ludewig im vergangenen Jahr bei Domina Vacanze noch oftmals auf »eigene Kappe« fahren durfte, muss er sich im neuen Team zunächst einmal unterordnen: »Ich hatte oft freie Fahrt, habe es aber nicht geschafft, einen großen Sieg herauszufahren. Bei T-Mobile sind für die Erfolge andere zuständig. Ich möchte mir jetzt einen Namen als zuverlässiger Helfer machen, in etwa den Platz von Rolf Aldag einnehmen. Der war auch immer zur Stelle, wenn Not am Mann war.«
Und seine Position als Edelhelfer gilt es jetzt möglichst schnell zu festigen. Um schon bei den ersten offiziellen Starts im Magenta-Dress (31. Januar in Marseille, erster Höhepunkt 5. bis 12. März Paris - Nizza) Akzente zu setzen, hat der Steinhagener mit dem Münsteraner Teamkollegen Linus Gerdemann sogar in Südtiroler Höhen auf 3000 Metern Extraschichten in der Langlaufloipe geschoben. Ludewig weiß:Ê Sein Vertrag gilt zunächst nur ein Jahr. Und mit Blick auf 2007 gilt es im Vertragspoker möglichst frühzeitig Argumente zu sammeln - sonst kann das Paradies ganz schnell zum KreuzwegÊ werden.
Den ersten Traum hat sich der Ostwestfale mit dem Vertrag beim »FC Bayern des Radsports« verwirklicht, trotzdem ist er ÊRealist geblieben: »Vorrangigstes Ziel ist es, auch 2007 in Magenta fahren zu dürfen.« Ê

Artikel vom 16.01.2006