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Rösch schwebt
auf Wolke sieben

Der Hunger auf Erfolge bleibt

Ruhpolding (dpa). Michael Rösch hat in der Nacht nach seinem ersten Weltcupsieg besser als erwartet geschlafen.

»Es ging mir zwar sehr viel durch den Kopf. Ich hatte Mühe, die Gedanken zu ordnen. Es ist wie ein Traum, doch dann siegte die Müdigkeit«, berichtete der 22-jährige Altenberger Biathlet im Mannschaftshotel »Maiergschwendt«, ehe er mit seinen Team-Kollegen zum nächsten Weltcup nach Antholz reiste.
Der vor Selbstbewusstsein strotzende Shootingstar war der erfolgreichste Teilnehmer des Weltups im Chiemgau und schwebt noch immer auf Wolke sieben. Dass der Jüngste in seinem Team jetzt abhebt, muss Bundestrainer Frank Ullrich nicht befürchten. »Mein Ehrgeiz lässt nicht nach. Ich bleibe hungrig nach Erfolgen. Und sollte ich doch Mal überziehen, sind die Alten wie Sven Fischer da und treten mich in den Hintern«, drückte sich Rösch deftig aus.
Neben dem extrem harten Training sieht der Saison-Aufsteiger im harmonischen Team, der Unterstützung durch die Familie, dem perfekten Material und Freundin Julia, einer Physiotherapeutin aus dem Rad-Team Nürnberger, die Gründe für seinen Aufschwung. »Liebe verleiht nun mal Flügel«, meinte Rösch und lobte die Kameradschaft in der Mannschaft in höchsten Tönen. »Auf der Strecke sind wir harte Konkurrenten, im Ziel wieder Freunde. Es macht richtig Freude, wenn man vom Wettkampf ins Hotel kommt«, erzählte er.
Rösch gilt seit Jahren als das größte Talent. »Im vergangenen Jahr war ich zu verkrampft, wollte unbedingt an meinen sechsten Platz beim ersten Weltcup-Einsatz 2004 in Fort Kent anknüpfen. Das ging in die Hose«, erinnerte er. Zudem forderte im vorolympischen Jahr das harte Training mit dem Männern seinen Tribut. »Inzwischen habe ich gelernt, auch Mal zurückzustecken. Die Alten sind noch belastungsverträglicher, ich dagegen lange noch nicht am Ende meiner Fahnenstange. Bei mir ist alles noch ausbaufähig, auch wenn die Leistungen schon konstanter geworden sind«, sagte der erfrischend unbekümmerte und natürlich gebliebene Schnellschütze und kündigte weitere Steigerungsmöglichkeiten an.
Vor der Saison hatte er sich »nur« die Olympia-Teilnahme als Ziel gesetzt. Inzwischen ist er sogar zu einem heißen Anwärter auf einen Staffelplatz geworden. »Ansprüche habe ich als Jüngster nicht anzumelden, doch schön wäre ein Staffelplatz schon«, formulierte der Sohn des dreimaligen Staffel-Weltmeisters Eberhard Rösch (1978, 1979, 1981) zurückhaltend. Vom Vater hat er neben dem Kampfgeist auch den Spitznamen »Ebs« geerbt. Und wenn er sich einen olympischen Einzelstart aussuchen könnte, dann den im Sprint, »weil da auch die Verfolgung dranhängt«.

Artikel vom 17.01.2006