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Danneberg und Formann - die
Wanderer zwischen den Ligen

Perspektivspieler waren mit Arminias Profis im Trainingslager in Andalusien

Von Dirk Schuster
Novo Sancti Petri (WB). Von den 24 Fußballern, mit denen Arminia Bielefeld das Trainingslager in Andalusien bestritt, teilen zwei ein gemeinsames Schicksal. Sie trainieren mit den Profis aus der Bundesliga, aber sie spielen mit den Amateuren in der Oberliga. Zumindest vorläufig, denn Torhüter Pascal Formann und der defensive Mittelfeldspieler Tim Danneberg streben nach Höherem.

Für Tim Danneberg ist es bitter, dass ihn in seinem ersten Trainingslager mit den Profis eine aufgebrochene Adduktorenverletzung an dem Vorhaben hinderte, noch näher an das Team heranzurücken. An mehreren Tagen konnte er nur Laufeinheiten absolvieren. Das hat einen Schatten auf seine Arbeitswoche an der Küste des Lichts geworfen. Dennoch sagt der 19-Jährige: »Das Trainingslager war eine Erfahrung, die ich gerne gemacht habe. Das schöne Hotel mit Pool und Sauna, außerdem sind Strandläufe schöner als Waldläufe.«
Erst wenige Wochen vor der Abreise nach Spanien hatte Dannberg seinen ersten Profivertrag bei Arminia unterschrieben. Es wird also nicht seine letzte Chance gewesen sein, sich in einem Trainingscamp mit den anderenÊ Profis zu messen.
Weil Radim Kucera und Rüdiger Kauf ihre Knieverletzungen aber überwunden haben, wird das Gerangel um die Stammplätze im defensiven Mittelfeld der Bundesligamannschaft in der Rückrunde noch größer. Doch Danneberg, der einen rasanten Aufstieg aus der A-Jugend- in den Profikader hinter sich hat,Ê ist um Gelassenheit bemüht: »Ich lasse mich davon nicht unterkriegen und werde ein halbes Jahr lang weiter dazu lernen. Ich weiß ja, woher ich gekommen bin. Außerdem haben Radim und Rübe vor ihrer Verletzung viel für Arminia geleistet. Am Saisonende will Detlev Dammeier seine Karriere beenden und Michael Fink wechselt nach Frankfurt. Eigentlich sieht's ja gar nicht so schlecht aus für mich.«
Auch Pascal Formann ist seines hinteren Platzes in der Arminia-Torwart-Hierarchie zum Trotz keineswegs gefrustet und betont: »Als ich im Sommer kam, wusste ich, worauf ich mich einlasse. Ich habe immerhin die Hälfte aller Oberligaspiele bestritten und das soll auch in der Rückrunde so sein. Die Hackordnung Hain-Eilhoff-Formann bleibt bestehen, aber ich möchte mich peu a peu weiter verbessern und darf mir darüber keinen Kopf machen.«
Dabei hilft ihm sehr, dass keinem der drei Keeper bei der Trainingsarbeit eine Extrawurst gebraten wird. Torwart-Coach Thomas Schlieck sei, so Formann,Ê sehr auf Gleichbehandlung bedacht. Zudem gebe Profi-Stammschlussmann Matze Hain gute Tipps, um sich weiter verbessern zu können. »Wir Torhüter pushen uns gegenseitig, obwohl wir Konkurrenten sind«, sagt Formann, der einen Vertrag bis Juni 2007 hat.
Dass er eines Tages aus der Reservistenrolle raus möchte, ist selbstverständlich. »Ich denke, dass ich das Zeug habe, auf jeden Fall in der Regionalliga zu spielen. Aber ich habe keine Panik. Ich bin 23, nicht 35«, ist er genau wie Danneberg optimistisch, dass seine Zeit noch kommen wird.
Einig sind sich die beiden Bielefelder darin, dass ihnen das Hin und Her zwischen den Ligen leichter fallen würde, wäre die zweite Mannschaft im Sommer nicht aus der Regionalliga abgestiegen. Auch wenn DSC-Sportchef Reinhard Saftig sagt, es sei unerheblich, ob der Profi-Unterbau in der Regional- oder Oberliga spiele, hat Formann seine eigene Ansicht. ErÊ sagt: »Es ist doch schöner gegen St. Pauli und Kiel als gegen Herne und Erkenschwick zu spielen. Und daran, dass in Oliver Zech ein A-Jugendspieler eher eine Chance bei den Profis bekommt als ein Amateurspieler, beweist doch das Gegenteil.«
Aber an den direkten Wiederaufstieg ist nicht zu denken, stattdessen geht es für das Kellerkind um den Klassenerhalt in der Oberliga. »Jeder von uns ist gefordert, ab sofort mehr zu machen, sich den Hintern aufzureißen und sich mehr mit dem Verein zu identifizieren«, fordert Formann von sich und seinen Teamkollegen.Ê Und noch etwas wünscht sich der Torwart: »Die Mitspieler müssen sich von denen, die bei den Profis mittrainieren, auch mal etwas sagen lassen. Wir lassen uns schließlich von den Profis ja auch etwas sagen und lernen auf diese Weise so manches dazu.«

Artikel vom 17.01.2006