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Virtuoser Klangschmeichler mit Charisma

Die Jungen Sinfoniker begeisterten ihr Publikum beim Auftaktkonzert in der Oetkerhalle


Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Es brauchte nur wenige Takte, dann hatten die 80 jungen Musiker und Musikerinnen zu einem homogenen Klangbild zusammengefunden. Ausdrucksstark eröffneten die Jungen Sinfoniker am Samstagabend ihr Konzert in der gut besuchten Oetkerhalle mit der Konzertsuite »La Boutique Fantasque« von Ottorino Respighi. Zwischen pointiert aufgefächerter Ouvertüre und flottem Galopp atmeten die Tanzsätze ob der rhythmischen Impulskraft und differenzierten Tempi lebendig Frische. Dabei bildete das attraktive Hörstück kein leichtes Entree für das Orchester, das in seiner 65. Arbeitsphase die künstlerische Handschrift von Steffen Leißner trug.
Vom spieltechnischen Standpunkt aus betrachtet, hat es sicherlich schon stärkere Jahrgänge beim regionalen Jugendsinfonieorchester gegeben. Wirklich punkten und mitreißen konnte das Orchester aber auf der Seite des musikalischen Ausdrucks- und Spannungsgehaltes. Leißner, neuerdings permanenter künstlerischer Leiter und ehemaliger GMD am Landestheater Detmold, forderte den jungen Instrumentalisten im Konzert noch mal das gewisse Quäntchen an Flexibilität und Reaktionsschnelle ab, das dazu führte, dass der vielzitierte Funke tatsächlich über die Rampe sprang.
Gefangen nahm auch der Solist des Abends vom ersten Ton an. Grigory Mordashov, 1982 in Russland geboren, ist ein wahrer Klangschmeichler. Sein einfühlsam-zärtlicher Ton betörte in Wolfgang Amadeus Mozarts »Andante für Flöte und Orchester« ebenso wie seine wilden und dabei stets geschmeidigen Arabesken in François Bornes »Fantasie brillante über Carmen von George Bizet« faszinierten. In dem von Leißner mit sicherem Klanggespür für Flöte und Orchester instrumentierten Virtuosenstück - das Original ist für Flöte und Klavier - zeigte Mordashov neben technischer Brillanz enormes Einfühlungsvermögen sowie Charisma.
Am Ende servierten die Jungen Sinfoniker mit »Porgy und Bess« die sinfonischen Bilder, die Robert Russell Bennett aus der Gershwin-Oper destillierte. Dank des triumphalen Auftritts der Holz- und Blechbläser-Gruppe, dankt virtuoser Perkussionsnummer und homogenem Klangbild in den Streichern erlebte das Werk eine mitreißende und vitalisierend wirkende Wiedergabe. Stürmischer Applaus und eine Schostakowitsch-Zugabe im Doppelpack.

Artikel vom 16.01.2006