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Sozial Schwache
studieren nicht

Rinkens warnt vor »Selektion«

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WB). Die Einführung von Studiengebühren wird nach Einschätzung des Deutschen Studentenwerks (DSW) die »soziale Selektion« der Studierenden erhöhen.
Überall in NRW wenden sich Studenten gegen zusätzliche Belastungen. Foto: dpa
Schon heute gleiche die Bildungsstruktur in Deutschland einer »Kasten-Gesellschaft«, bilanzierte DSW-Präsident Prof. Dr. Hans-Dieter Rinkens gestern beim Neujahrsempfang der Universität Paderborn. Während Kinder aus sozial hochstehendem oder gehobenen Elternhaus zu 85 beziehungsweise 67 Prozent ein Universitätsstudium aufnähmen, seien es in der mittleren Herkunftsgruppe nur ein Viertel. Aus der sozial schwachen Bevölkerungsgruppe beginne nur jeder Zehnte eine akademische Ausbildung.
»Der gleichberechtigte Zugang zum Studium, unabhängig von der Bildungstradition und vom Einkommen der Eltern, ist ein noch immer unerreichtes Ziel«, beklagte Rinkens. »Und der eigentliche Skandal ist, dass sich die Situation in den letzten Jahrzehnten verschlechtert statt verbessert hat.«
Die von der NRW-Landesregierung schon zum kommenden Wintersemester geplante Einführung von Studiengebühren stelle eine zusätzliche finanzielle Belastung dar, die vor allem bei Studieninteressierten der unteren und mittleren Herkunftsgruppe einen Studienverzicht zur Folge haben könnte. »Das hieße weitere soziale Selektion - also gerade das Gegenteil dessen, was dieses Land braucht«, sagte Rinkens.
Der DSW-Präsident forderte die »Happy Generation« der Wirtschaftswunderjahre auf, selbst rückwirkend Studiengebühren zu entrichten.

Artikel vom 16.01.2006