16.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Zeichen von Menschlichkeit«

Gärtner-Stiftung für geistig Behinderte erzielt mehr als 89 000 Euro

Von Dietmar Kemper
Paderborn (WB). Eine Mutter von drei geistig behinderten Kindern aus Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe) gehört zu den Gewinnern des Wohltätigkeitsspieles zwischen dem SC Paderborn 07 und Schalke 04 (1:1) am Samstag in Paderborn. Ihr nimmt die Andreas-Gärtner-Stiftung die Raten für das behindertengerechte Auto ab.

»Die Frau kann das Geld nicht mehr zahlen«, berichtete Hermann Gärtner, der Gründer der nach seinem Sohn benannten Stiftung, die geistig Behinderte und deren Angehörige in Ostwestfalen-Lippe unterstützt. Er habe der Mutter versprochen zu helfen und werde das jetzt umgehend tun, kündigte der Möbelunternehmer (Porta) aus Porta Westfalica an. Das Benefizspiel im Hermann-Löns-Stadtion brachte seiner Stiftung, die seit 1993 etwa fünf Millionen Euro ausschüttete, einen dicken Batzen Geld ein. 87797,41 Euro kamen durch das Eintrittsgeld der Zuschauer zusammen. Weil die etwa 100 Helfer am Spielfeldrand diesmal komplett ehrenamtlich arbeiteten, fließt die Summe ohne Abzüge an die Stiftung. Gärtner dankte den Vereinen und den 9000 Zuschauern, »die diese phantastische Summe ermöglicht haben«.
Über die kleineren Geldbeträge, die ihm unerwartet geschenkt wurden, freute er sich mindestens genauso. Spontan beteiligte sich die Polizei an der guten Sache; Oberrat Jochen Brauneck übergab 350 Euro stilecht in einer Spardose mit Blaulicht. Auch der FC Schalke 04 ließ sich nicht lumpen: Der Mannschaftsarzt steckte dem Stiftungsgründer 500 Euro zu. Gärtner sprach von »Zeichen von Menschlichkeit« und gestand: »Ich bin überwältigt von dem, was ich hier erlebt habe.«
Am Samstag wurde über geistig Behinderte nicht nur geredet. 150 von ihnen aus ganz OWL hatte die Gärtner-Stiftung ermöglicht, das Spiel live mitzuverfolgen. Die Reihen 7 und 8 im Block A der Haupttribüne waren für knapp 50 junge Menschen im Alter von 13 bis 20 Jahren aus dem Wohnheim Arche Noah in Bielefeld-Bethel reserviert. »Einige sind aufgeregt, weil sie zum ersten Mal ein Stadion betreten«, sagte Erwin Mischkin-Herbrügger (45) vom Bewegungs- und sporttherapeutischen Dienst Bethel dieser Zeitung. Er gehörte zu den sieben Betreuern der Gruppe mit Epilepsiekranken. Das Gemeinschaftserlebnis und die Atmosphäre seien für die geistig Behinderten wichtiger, als dem Spielverlauf zu folgen, sagte Mischkin-Herbrügger. Der Landestrainer des Behindertensportverbandes NRW freut sich auf die Fußball-WM der Behinderten vom 26. August bis 17. September in Deutschland. Als Dank für die »vorbildliche Aktion« überreichte er Gärtner das offizielle Logo der kleinen WM.
Aus den Händen von Kapitän René Müller erhielt der Wohltäter einen Scheck über 500 Euro, die die Mannschaft des SC Paderborn gesammelt hatte. Der Verein wird die Gärtner-Stiftung weiter unterstützen. 2007 soll es ein neues Benefizspiel geben, dann in der noch durch einen Rechtsstreit blockierten Paragon-Arena. Sport

Artikel vom 16.01.2006