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Männer in Stöckelschuhen
Beim Karneval in Puerto de la Cruz auf Teneriffa herrscht brasilianisches Flair
Julio, José und Manuel haben stattliche, durchtrainierte Waden. »Und trotzdem ist es immer noch sehr schwer, auf Stöckelschuhen die Balance zu halten«, grinst das vergnügte Trio. Ja, wenn es nur um die Balance ginge...
Aber beim Karneval in Puerto de la Cruz ist es Brauch, am Tag vor dem »Coso«, dem Großen Umzug, ein Männerrennen auf Stöckelschuhen durch die Altstadt des Ferienortes auf der Nordseite von Teneriffa zu veranstalten. Die schmalen Gassen sind mit absatzmordendem Kopfsteinpflaster belegt -Êund zu allem Überfluss werden auch noch Hindernisse in Form von niedrig gespannten Leinen oder Wippen vorbereitet. Gewinner ist, wer den halsbrecherischen Parcours am schnellsten bewältigt.
Julio, José und Manuel haben keinerlei Ambitionen auf den Sieg. »Wir wollen einfach unseren Spaß haben und mit unseren Kostümen die Zuschauer erfreuen.« Das ist ihnen zweifellos gelungen -Êals weibliche Ausgabe rotgewandeter Teufel staksen die munteren Drei unter den altehrwürdigen Balkonen des Rathauses entlang. Ein deutscher Tourist, dem Dialekt nach einwandfrei als Pfälzer zu erkennen, ordnet das Trio indes der Heimat zu, indem er die Männer zu Fans des 1. FC Kaiserslautern erklärt. Die roten Teufel von Teneriffa kennen allerdings nur den Teide, nicht aber den Betzenberg...
Der Abend in der Altstadt gibt stets einen Vorgeschmack auf das, was die Besucher beim »Coso« erwartet. Vergangenes Jahr musste der Umzug übrigens um eine Woche verschoben werden, weil Wind und Regen den Verantwortlichen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten. Aber da sind die Spanier flexibel: Karneval ist, wenn das Wetter passt! Der Pfälzer ist zufrieden -Êfür das eigentliche Karnevalswochenende hatte er weder bei der TUI noch bei anderen Veranstaltern ein Hotel auf der Insel bekommen. Also buchte er einfach eine Woche später, in der Hoffnung auf eine Verschiebung. »So hat Regen auch mal etwas Gutes«, freut er sich über seinen richtigen Riecher.
Ein Polizeiwagen und ein Trommlercorps kündigen das Nahen des Festumzuges an. Schon Stunden vorher wurden an der östlichen Uferpromenade von Puerto de la Cruz die Festwagen geparkt, damit sie sich problemlos in den Zug einreihen lassen. Politische Statements sind im Inselkarneval verpönt - Rhythmus ist Trumpf. Da schallt es wie eine alemannische Guggemusik, danach folgt eine Sambagruppe, abgelöst von fetziger Marschmusik und einer Percussionsgruppe, die mit atemberaubender Geschwindigkeit ihre Instrumente bearbeitet. Stundenlang dauert das farbenprächtige Spektakel, bis sich der Zug dann im Stadtzentrum auflöst und die großen Plätze zur riesigen Freiluftdisco werden.
Dieses Jahr findet der Karneval relativ spät statt: Am 23. Februar steht die feierliche Wahl der Königin des Karnevals 2006 auf dem Programm, zwei Tage später steigt der erste Umzug als Auftakt zum Karneval. Am 1. März findet die »Beerdigung der Sardine« statt, ein weiterer Höhepunkt, ehe am 4. März ab 16 Uhr zum »Coso«, dem großen Karnevalsumzug, gebeten wird.Thomas Albertsen
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Artikel vom 28.01.2006