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Masmanidis und seine Nummer:
Auch mit 17 hat man Träume

Der Arminia-Neuling muss sich die magische »10« erst wieder erarbeiten

Von Dirk Schuster
Novo Sancti Petri (WB). In seinem alten Verein, dem Karlsruher SC, war ihm die »Zehn« sicher. Diese magische Zahl, die einen ganz besonderen Fußball-Typen kennzeichnet: den Spielmacher. Doch seit Ioannis Masmanidis zu Arminia Bielefeld in die erste Fußball-Bundesliga aufgestiegen ist, muss er sich diese Rückennummer wieder neu erarbeiten.

Doch einen Qualitätsnachweis zu erbringen allein wird kaum genügen, um bei Arminia die Zehn zu erobern. Denn Fatmir Vata, so viel ist sicher, wird nur unter Strafandrohung auf eine andere Nummer ausweichen. Solange sein Vertrag gültig ist, wird sich daran nichts ändern. Also nicht vor 2007.
»Ich hätte auch die sieben genommen, aber die ist an Krupnikovic vergeben. Da habe ich mich für zehn plus sieben, also für die 17 entscheiden«, klärt Masmanidis auf und ergänzt: »Letztlich ist es aber auch ganz egal, mit welcher Nummer ich spiele. Entscheidend ist, dass ich Leistung bringe und dazu beitrage, dass Arminia die Klasse hält.«
Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig und Trainer Thomas von Heesen verwenden gern den Begriff »Perspektivspieler«, wenn sie über den Flügelstürmer aus Karlsruhe reden. Doch Masmanidis ist überzeugt, »dass ich geholt wurde, um der Mannschaft weiterzuhelfen.« Und zwar sofort und nicht erst ab Sommer.
Das Spielsystem zu verinnerlichen und Tore vorzubereiten - darin sieht der 22-Jährige seine Aufgaben. Natürlich würde es ihm kein Arminia-Fan übel nehmen, wenn er gelegentlich auch selbst einen Treffer erzielt. »Ich muss die Tore aber nicht selber machen. Und umgekehrt muss das genau so sein. Wenn man nicht zusammen spielt, kann man im Fußball keinen Erfolg haben.«
Ioannis Masmanidis' Kicker-Karriere begann früh. Als Viereinhalbjähriger trat er Bayer 04, dem Klub in seiner Geburtsstadt Leverkusen, bei. 16 Jahre spielte der Sohn griechischer Eltern dort, ehe er zum KSC wechselte. Zwei Jahre gehörte »Janni«, wie ihn seine Mitspieler rufen, sogar Bayers Profikader an, kam unter Trainer Klaus Augenthaler zu seinem bisher einzigen Erstligaeinsatz.
Masmanidis erinnert sich genau: »Wir verloren 0:1 in Freiburg. Ich kam 20 Minuten vor Schluss ins Spiel. Augenthaler sagte, er sei zufrieden gewesen. Eine Woche später stand ich nicht einmal im Kader.« Heißt das: nie wieder Bayer? »Man soll nie nie sagen. Aber jetzt zählt nur Bielefeld.«
Nach der Rückkehr aus dem Trainingslager begibt sich der Neuzugang auf Wohnungssuche. Lebensgefährtin Dagmar, die Masmanidis in Karlsruhe kennen lernte, kommt nicht mit nach Bielefeld. Es wird bei gegenseitigen Besuchen bleiben, genauso wie mit seinen Eltern, die noch immer in Leverkusen leben, und mit seiner älteren Schwester sowie »Jannis« Schwager. Zu allen pflegt er ein sehr inniges Verhältnis. Kein Wunder, seinem Papa Georgios hat der Fußballer seine Karriere zu verdanken. »Er hat mich damals im Verein untergebracht, war bei Spielen und Turnieren immer an meiner Seite. Mit ihm habe ich mich auch vor dem Wechsel nach Bielefeld ausgetauscht. Ich frage meine Eltern häufig um Rat«, sagt Masmanidis. Sie hatten ihrem Filius auch geraten, neben der Fußballerkarriere einen anderen Beruf zu lernen. Masmanidis ist elektrotechnischer Assistent, hat sein Fachabitur gemacht. »Ich wollte mir ein zweites Standbein schaffen«, begründet er. Fast eben so viel wie seine Familie bedeutet dem 22-Jährigen seine zweite Heimat. »Ich bin gern in Griechenland, mache jedes Jahr dort Urlaub. Meine Eltern haben in Katerini bei Saloniki ein Ferienhaus. Dort kann ich herrlich entspannen.«
Für den dreifachen U 21-Nationalspieler, der für Deutschland sogar schon ein Tor erzielt hat, soll sich seit kurzem Griechenlands A-Nationaltrainer Otto Rehhagel interessieren. Die Möglichkeit, trotz seiner Einsätze fürs DFB-Nachwuchsteam für den amtierenden Europameister zu spielen, besteht. »Ich höre immer nur, Rehhagel oder ein Scout sei bei diesem oder bei jenem Spiel gewesen, um mich zu beobachten. Aber Gedanken mache ich mir erst, wenn jemand persönlich mit mir in Kontakt tritt.«
Denn würde er jetzt vor der Wahl zwischen zwei Möglichkeiten stehen, sagt »Janni« ehrlich, »wüsste ich nicht, ob ich mich für die deutsche oder die griechische Nationalmannschaft entscheiden würde.« Und wenn's eines Tages dann wirklich so weit ist, dann fährt Ioannis Masmanidis bestimmt erstmal nach Katerini, bespricht alles mit seinen Eltern und trifft am Fuße des Olymp ganz bestimmt die richtige Wahl.

Artikel vom 14.01.2006