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»Heute weiß
ich, dass ich
sehr naiv war«

Konkursverschleppung vor Gericht

Von Meike Oblau
Rietberg (WB). Wenn eine GmbH Insolvenz anmeldet und sich die Gesellschafter hinterher streiten, kann es schwer sein, Ordnung ins Chaos zu bringen. Das merkte am Freitag auch Edmund Rammert, Richter am Gütersloher Amtsgericht. »Das ist ein Kuddelmuddel sondergleichen«, meinte er im Prozessverlauf. Widersprüchliche Aussagen gab es um die Pleite der Sanitherm GmbH aus Rietberg.

Zunächst hatte sich die Zeugin Daniela A. mit einem Fachhandel für Heizungen in Mastholte selbstständig gemacht. »Das sollte aber immer nur als zweites Standbein dienen«, schilderte die Lehrerin. Als die Arbeit immer mehr wurde, habe sie dann einen Partner gesucht und in Norbert L. aus Rietberg auch gefunden. Beide wurden Gesellschafter einer neuen GmbH, in der die Firma von Daniela A. aufging. L. wurde Geschäftsführer. Gestern saß der 58-Jährige wegen Konkursverschleppung und nicht gezahlter Sozialversicherungsbeiträge auf der Anklagebank. Laut Anklage soll er unter anderem das Stammkapital der GmbH auf das Privatkonto seiner Frau umgeleitet haben. »Eine Notarin hat mir gesagt, dass ich das so machen kann«, erläuterte er vor Gericht. Die AOK hatte etwa ein Jahr nach der Gründung der GmbH die Eröffnung des Insolvenzverfahrens wegen ausbleibender Zahlungen beantragt. Ein Eigenantrag auf Insolvenz blieb bis heute aus. Im Großen und Ganzen stimme die Anklage, sagte Norbert L. zu Beginn seiner Vernehmung. Allerdings sei er schon vor der Gründung der GmbH von seiner Geschäftspartnerin betrogen worden. So übernahm er bestehende Verträge von der Vorgänger-Firma. »Ein Steuerberater hat mir noch bestätigt, das alles damit in Ordnung ist. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass Kunden, die wir beliefern sollten, an die alte Firma bereits erhebliche Vorauszahlungen geleistet hatten. Und das Geld war weg. Dieses Minus begleitete die GmbH dann das ganze Jahr 2003 über.« Daniela A. bestritt dies: »Herr L. war im Vorfeld über alle Forderungen und Aufträge informiert, das sollte alles so von der neuen GmbH übernommen werden. Leider haben wir darüber keinen schriftlichen Vertrag gemacht. Das war der große Fehler. Heute weiß ich, dass ich da sehr naiv war.« Abschließend konnte die Gerichtsverhandlung noch kein Licht ins Dunkel bringen. Mit weiteren Zeugenvernehmungen soll der Prozess deshalb kommende Woche Freitag fortgesetzt werden. Dann soll auch das Urteil gegen Norbert L. verkündet werden.

Artikel vom 14.01.2006