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»Sie sind Vorbilder für uns alle«

Kreis-Neujahrsempfang: Landrat dankt drei außergewöhnlichen Bürgern

Kreis Paderborn (bel). Beim Neujahrsempfang des Kreises Paderborn wurden am Freitagabend drei Bürger für ihr ehrenamtliches Engagement über viele Jahre hinweg ausgezeichnet: Johannes Niggemeier aus Paderborn, Giesela Meier aus Büren und Hubert Schier aus Paderborn.

Landrat Manfred Müller hob das Engagement von Johannes Niggemeier für die Straßenkinder in Brasilien hervor. Von 1989 an wurden nicht nur zahlreiche Kindertagesstätten in den Elendsvierteln geschaffen, sondern auch ein Gesundheitsposten für die ärztliche Versorgung der Favela-Bewohner. 1991 gründete der Paderborner die Hilfsorganissation Avicres, die Kindern nicht nur ein Dach über dem Kopf gibt, sondern auch eine Ausbildung. Avicres betreibt zudem zwei Gesundheitsstationen in Elendsvierteln und auch eine Nähstube für alleinerziehende Frauen. 1992 wurde auch in Deutschland die Partnergemeinschaft zur brasilianischen Avicres gegründet. Seit 1997 betreibt sie in Paderborn den Weltladen Avicres als Großhandel. Lebensmittel, insbesondere Kaffee, Tee und Kakao werden zu fairen Preisen gehandelt, um den Produzenten vor Ort Entwicklungschancen zu geben. Über mehrere Monate im Jahr weile, so der Landrat weiter, Niggemeier in Brasilien, um die Projekte zu betreuen. Müller: »Trotz Überfall und Morddrohungen gibt Herr Niggemeier nicht auf. Unerschrocken kämpft er weiter für sein Ziel: Die Zukunft der Kinder.«
Mit Gisela Meier ehrte der Kreis eine Frau, die im Stillen Großes geleistet habe, so Müller. Über viele Jahre hinweg hat sie sechs schwerstkranke Familienangehörige gepflegt, nie Urlaub gekannt, sich nie beklagt und nie beschwert. Ganz Brenken bewundere sie für diese Dienste. Müller: Sie sind ein Beispiel für andere. Ihr Leben zeigt, wie viel Kraft in einem Menschen steckt, vie viel er aus Liebe zu leisten vermag.«
Hubert Schier wiederum wurde für seinen Kampf gegen das Vergessen ausgezeichnet. In langjähriger Forschungsarbeit dokumentierte er das Schicksal seiner damaligen Klassenkameradin Rosa Böhmer, die von der Gestapo im Alter von neuen Jahren aus der Klasse der Hövelhofer Kirchschule herausgeholt und schließlich 1943 im KZ Ausschwitz umgebracht wurde. Für eine Geschichtsklasse der Franz-Stock-Realschule in Hövelhof, so der Landrat, seien Schiers Forschungergebnisse Anlass gewesen, sich in wochenlanger Projektarbeit und mit seiner Unterstützung eine Ausstellung über das Leben und Sterben Rosa Böhmers und ihrer Sinti- und Roma-Familie zu erstellen. Diese Ausstellung sei auch in der Wewelsburg gezeigt worden, nach 15 Jahren Forschung erschien schließlich die 130 Seiten starke Dokumentation »Menschenschicksale zur Zeit des Nationalsozialismus ein Betrag zur Aufarbeitung einer Geschichtsepisode«. Dieses Engagement von Schier habe auch zu einer systematischen Aufarbeitung der Nazi-Zeit in Hövelhof geführt.

Artikel vom 14.01.2006