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Euro lässt D-Mark nicht vergessen

Löhner Bürger rechnen beim Einkauf nach wie vor in die ehemalige Währung um

Von Moritz Winde (Text und Fotos)
Löhne (LZ). Die gute, alte Deutsche Mark ist auch vier Jahre nach der Euro-Einführung bei den Löhner Bürgern nicht in Vergessenheit geraten. Ganz im Gegenteil: Viele rechnen im Kopf um und wünschen sich die ehemalige Währung sogar zurück. Daher ist es auch nicht überraschend, dass so mancher ins Grübeln kommt, wenn es um die Farbbestimmung des 100-Euro-Scheines geht. Na, wissen Sie es?

Für Silvia Onken stellt die Beantwortung dieser Frage jedoch gar kein Problem dar. »Klar, der ist doch grün«, sagt die 34-Jährige überzeugend und fängt an zu Schmunzeln. Denn wenn eine Person dies wissen muss, dann ist es Silvia Onken. Schließlich hat sie als Kassiererin täglich mit dem 100-Euro-Schein zu tun. Aufgrund ihres regelmäßigen Umgangs hat sie sich an die neuen Banknoten inzwischen gewöhnt. »Ich komme gut mit dem Euro zurecht. Das Umrechnen spare ich mir, da ich mich sonst doch nur aufregen würde«, sagt Silvia Onken.
Sie kann als Supermarktkassiererin bestätigen, dass im Zuge der Euro-Umstellung im Jahr 2002 eine Reihe von Produkten teurer geworden ist. »Vor allem bei Lebensmitteln macht sich das bemerkbar«, erklärt die Kassiererin. Da müsse sie so manches Mal auf die verärgerte Kundschaft beschwichtigend einreden. Insbesondere von älteren Menschen sei noch oft der Satz zu hören: »Früher war alles viel billiger.«
Hans-Joachim Trampe (50), Peter Riese (65) und Hans-Jürgen Mahnke (63) können diese These jedoch bestätigen. Die drei Männer geben an, fast alle Artikel im Kopf schnell in D-Mark umzurechnen. »Zur Kontrolle und zum Vergleich«, sagt Hans-Jürgen Mahnke, der sich an das neue Geld bis heute nicht gewöhnt hat. Liebend gerne würde der Verkäufer das frühere Zahlungsmittel wieder einführen. Zunächst ist er davon überzeugt, die Farbe des 100-Euro-Scheines zu kennen. »Blau«, sagt er und liegt damit ebenso falsch, wie Hans-Joachim Trampe. Auch der Polsterer aus Mennighüffen liegt voll daneben. Anfangs bezweifelt er sogar die Existenz einer solchen Banknote. Einzig Peter Riese weiß, dass der Hunderter grün ist.
Evelin Bösch hingegen grübelt lange über dieser Fragestellung. Erst nach geraumer Zeit antwortet sie mit grün. »Den habe ich aber auch ganz selten in der Hand«, klingt dies beinahe wie eine Entschuldigung. Sie gibt zu, dass bei »vielen Sachen« nach wie vor ihre Richtschnur die Deutsche Mark sei. Das müsse auch so sein, so die 55-Jährige, denn schließlich sei ja auch vieles teurer geworden.
Helmut Link ist über die Euro-Umstellung maßlos verärgert. »Ich kann und werde mich daran nicht mehr gewöhnen. Das ist doch reine Abzocke«, macht der 82-Jährige seinem Frust Luft. Das Umrechnen in die D-Mark kommt für den Rentner allerdings nicht in Frage. »Damit fange ich gar nicht erst an. Da ärgert man sich ja noch mehr über die Preiserhöhungen«, sagt Helmut Link. Hätte man früher für 100 Mark noch den Einkaufswagen voll gehabt und wäre lange damit ausgekommen, so bekomme man heute für 50 Euro gerade einmal das Nötigste. Dass der Hunderter grün ist, ist Helmut Link bekannt.
Auch für Dennis Kruzien und Matthias Lohoff ist die Frage keine Herausforderung. Die beiden Auszubildenden der Sparkassenfiliale Mennighüffen posieren für ein Foto mit der grünen 100-Euro-Banknote. »Die D-Mark kann jederzeit bei uns abgegeben werden. Wir tauschen sie auch jetzt noch gerne um«, sagt Filialleiterin Susanne Herz.

Artikel vom 14.01.2006