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David beschwört Wir-Gefühl

Beim Neujahrsempfang dankt der Oberbürgermeister für Mullaittivu-Spenden

Bielefeld (MiS). Ungewöhnliche Klänge gab es Freitag Abend zu Beginn des städtischen Neujahrsempfangs im Großen Ratssaal des Neuen Rathauses: Tamilische Kinder führten einen Tanz auf. Es war ein kleines Dankeschön für die große Hilfsbereitschaft, die Bielefelder im vergangenen Jahr für Tsunami-Opfer in Mullaittivu auf Sri Lanka gezeigt hatten.

Das Philharmonische Orchester und der Theaterchor hatten ein Benefizkonzert veranstaltet. Sportvereine richteten Spendenläufe aus, Kellner stifteten Trinkgelder, Friseure schnitten Haare für den guten Zweck, die Ratsparteien luden zu einem Spendenabend in die Stadthalle ein, zu dem auch die Fluthilfe-Beauftragte der Bundesregierung, Christina Rau, die Frau von Alt-Bundespräsident Johannes Rau, anreiste.
Die Liste der Bielefelder Aktivitäten, die Oberbürgermeister Eberhard David in seiner Ansprache aufzählen konnte, war lang. 430 000 Euro seien bisher zusammengekommen, lobte David. Das Geld fließt in unterschiedliche Projekte in der Region Mullaittivu. Der Oberbürgermeister hob insbesondere auch die Initiative zahlreicher junger Menschen für die Aktion »Bielefeld hilft« hervor: »Es kann keine Rede davon sein, dass die jüngere Generation sich nur für sich selbst interessiert.«
David beschäftigte sich auch mit den Zukunftsperspektiven dieser jungen Menschen in einer Stadt, die in den kommenden Jahrzehnten vom demographischen Wandel hin zu einer kleiner und älter werdenden Gesellschaft geprägt sein werde: »Ich finde es wichtig, diese Entwicklung nicht abzuwarten, sondern schon jetzt aktiv zu werden.«
Auch auf die anhaltende Finanzkrise der Stadt ging David ein. Er forderte einen Paradigmenwechsel »hin zu einer grundsätzlich städtefreundlichen Politik.« Nur so sei der Weg aus der Krise zu schaffen, zumal Bielefeld nicht allein, sondern in Nordrhein-Westfalen inzwischen zusammen mit 100 weiteren Kommunen »unter finanzieller Vormundschaft« stehe. Nach wie vor gelte ein Satz des früheren Stuttgarter Oberbürgermeisters Manfred Rommel, wonach die finanzwirtschaftlichen Probleme nur dann gemeistert werden könnten, wenn die Politiker auf allen Ebenen Verantwortung für die übrigen Ebenen übernähmen.
Dennoch sieht David auch positive Entwicklungen. So sei es erfreulich zu hören, dass es der heimischen Wirtschaft wieder etwas besser gehe. Der Optimismus für eine gute Sache, wie er bei der Aktion »Bielefeld hilft« zutage getreten sei, müsse mit ins neue Jahr genommen werden.
Der OB beschwor analog der Kampagne »Wir sind Deutschland« auch ein neues Wir-Gefühl in Bielefeld: »Es liegt an uns allen, etwas aus dem neuen Jahr, aus der Zukunft für Bielefeld zu machen, denn wir sind Bielefeld.«

Artikel vom 14.01.2006