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Amadeus total
auf CD-Markt

Mutter spielt die fünf Violinkonzerte

Berlin (dpa). Von der »Kleinen Nachtmusik« bis zum »Requiem«: für das Mozart-Jahr hat sich die Musikwirtschaft besonders viel vorgenommen. Zu »Wolferls« 250. Geburtstag am 27. Januar gibt es Gesamtausgaben und Neuentdeckungen, Unbekanntes, Abwegiges, Legendäres und leichtere Kost für Einsteiger. Auf dem CD-Markt herrscht Amadeus total.

Besonders die großen Labels wollen mit der Mozart-Offensive dem Plattengeschäft auf die Sprünge helfen. Sie hoffen nach dem Anna-Netrebko-Jahr 2005 auf einen neuen Boom diesmal mit Hilfe des Salzburger Wunderkinds. Ob die Mega-Edition mit 180 CDs von Phillips oder die Schätze aus dem Archiv, wie die Neuauflage der Jubiläums-Edition von 1956 der Deutschen Grammophon mit legendären Aufnahmen des Dirigenten Ferenc Fricsay oder der Pianistin Clara Haskil - mit Mozart lassen sich in diesen Tagen die CD-Regale gut auffüllen.
Stargeigerin Anne-Sophie Mutter, die sich über die mangelnde Eleganz ihrer Kollegen beim Mozartspiel beklagt, geht mit den fünf Violinkonzerten voran und dirigiert dazu noch selber das London Philharmonic Orchestra. Und in diesen Tagen legt sie die Klaviertrios mit ihrem Mann André Previn nach.
Doch auch viele junge Musiker sind auf Mozart-Entdeckungsreise. Die 1983 geborene Julia Fischer hat mehrere Violinkonzerte (Pentatone Classics) aufgenommen und mit ihrem gar nicht uneleganten und vor allem einfühlsamen Spiel viel Lob geerntet. Und auch der junge Martin Stadtfeld schaffte wie Mutter Mozart mit einer eher eigenwilligen Interpretation der Klavierkonzerte 20 und 24 (Sony Classical) den Sprung in die Charts. In die Klassik-Hitparade haben es auch die amerikanische Geigerin Hillary Hahn und die Pianistin Nathalie Zhu mit den Sonaten für Violine und Klavier gebracht.
Preisverdächtig dürfte die Einspielung der »Hochzeit des Figaro« (Harmonia Mundi) vom Barock-Fachmann René Jacobs sein. Selten klang diese Oper so transparent wie in der Interpretation des Grammy-Gewinners mit dem Concerto Köln. Zu den Entdeckungen gehört auch die vom amerikanischen Mozart-Fachmann Robert Levin vervollständigte c-Moll-Messe mit der Gächinger Kantorei unter Helmuth Rilling. Oder die Einspielung der drei Klavierkonzerte in B-Dur durch den Franzosen Pierre-Laurent Aimard.
Neu ist auch die zweite Runde der Einspielungen der frühen Sinfonien mit Nikolaus Harnoncourt und dem Concentus Musicus Wien (Deutsche Harmonia Mundi). Der Dirigent liest dabei auch Mozart- Briefe mit seinem Enkel Maximilian. Als Hörbuch-Doppel-CD ist bei Lübbe Audio zudem »Brandauer liest Mozart« erschienen, eine Fülle von mal witzigen, mal nachdenklichen, aber immer charmanten Mozart-Briefen, gelesen vom Schauspieler Klaus Maria Brandauer.

Artikel vom 13.01.2006