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Erst Hopscotch,
dann ein großes
Folklore-Fest

Tieplatzschule im Comenius-Projekt

Von Matthias Meyer zur Heyde und Carsten Borgmeier (Foto)
Heepen (WB). Bunt gemischt wie ein Blumenstrauß sind die teilnehmenden Länder, die Schultypen und die Altersklassen - deswegen trägt ihr gemeinsames Comenius-Projekt auch den poetischen Namen »A Bunch of Flowers«.

Mittendrin im Bukett leuchtet die Heeper Tieplatzschule, eine Förderschule inmitten von Grund-, Gesamt- und Mittelschulen. Über einen Zeitraum von zwei Jahren lernen sich nun Schüler und Lehrer aus Belgien (Genk), Deutschland (Heepen), England (Newark), Griechenland (Katerini), Lettland (Kuldiga), Litauen (Kaunas), Polen (Mikolow) und Ungarn (Miskolc) näher kennen.
Im ersten Jahr des Comenius-Projektes sollen Kontakte auf- und ausgebaut werden, und die Schüler beschenken sich zu den großen Festen mit landestypischen Gaben. Aliz Komlósy Tamásné bedauerte, keine Kostprobe der köstlichen ungarischen Fischsuppe versenden zu können, und Maria Chalepli (Griechenland) erzählte von Kerzen und von Kinderhand bemalten Eiern zu Ostern, mit denen gute Wünsche für die Gesundheit verbunden sind.
Auch bebilderte Kalender mit regionalen Themen sollen fabriziert werden, ferner Hefte historischen Inhalts. »Und wir wollen ein Wörterbuch in den Sprachen aller beteiligten Nationen anlegen, um die Verständigung zu erleichtern«, kündigte Hugh Daybell (England) beim gestrigen Arbeitstreffen in Heepen an. Weil seine Schule in Newark musisch ausgerichtet ist, regte der Pädagoge überdies an, berühmte Künstler vorzustellen.
Im zweiten Jahr werden gegenseitige Besuche intensiviert; im Mittelpunkt stehen Spiele. Daybell fiel spontan »Hopscotch« ein, auf jedem Straßenpflaster ein Vergnügen, bei dem es um Balance und Abzählen geht, und über die Gesichter unser älteren Leser huscht jetzt gewiss ein nostalgisch verklärtes Lächeln: aaah - Hüpker!
Englands »insulare« Jugend habe wenig Ahnung von kontinentaler Kultur, bedauerte Daybell. Dank Comenius soll sich das jetzt ändern. »Wir möchten den Erfahrungshorizont der Schüler weiten und grenzüberschreitend Traditionen teilen«, meinte Sigitas Alubauskas aus dem litauischen Kaunas. Den Abschluss im Jahre 2008 bildet ein großes Folklore-Festival im lettischen Kuldiga, wo im Oktober bereits das erste Treffen stattfand.
Für die Tieplatzschule (150 Schüler, 14 Lehrer, drei Fachlehrkräfte) organisiert Konrektor Gerwin Heinrich das Vorhaben. »Bis zum 1. Februar müssen wir die Projektanträge eingereicht haben, und im Mai/Juni entscheidet Brüssel über die Förderung, die sich pro Jahr und Schule auf maximal 3000 Euro beziffert.« Und wenn Brüssel den Daumen senkt? Kein Geld, kein Comenius, leider.
Auch finanziell ist also Kreativität gefragt, und die Lehrer greifen wohl auch mal ins private Portemonnaie. »Wir würden gerne mit 20 Schülern und zwei, drei Pädagogen nach Kuldiga reisen«, meinte Magdalena Sowinska aus dem polnischen Mikolow - das kostet.
Die Gäste, die quer über den Kontinent den Weg nach Heepen fanden, haben die »wunderbar gepflegte« (Alubauskas) Altstadt bestaunt. »Und den niedlichen Zoo!«, fügt Olderdissens neuester Fan Magdalena Sowinska begeistert an. Heute geht es nach Bethel in die Mamre-Patmos-Schule, zur Laborschule und zum Essen in die Uni-Mensa, bevor man (privat) ein Fläschchen Wein entkorkt. »Und die Kollegen, die bis Sonntag bleiben, steigen noch dem Hermann zu Kopf und kraxeln über die Externsteine.

Artikel vom 13.01.2006