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BMW-Chef Helmut Panke

»Es gibt den Trend von der Masse zum Premium.«

Leitartikel
Automesse in Detroit

Amerikaner
mögen keine
Spritfresser


Von Wolfgang Schäffer
Verkehrte Welt. Die Autofahrer im Land der unbegrenzten Möglichkeiten lehnen sich gegen grenzenlosen Verbrauch ihrer fahrbaren Untersätze auf. Statt zu immer größeren Autos mit mindestens sechs, möglichst aber acht Zylindern unter der Haube geht der Trend einer Umfrage zufolge jetzt in eine andere Richtung.
Kleiner sollen die Autos werden - und möglichst wenig verbrauchen. Opel Zafira, Ford Focus und 1er BMW werden genannt. Ja, selbst der »Billigheimer« Logan der rumänischen Renault-Tochter Dacia hätte demnach Chancen auf dem US-Markt. Ob dem tatsächlich so sein wird, bleibt abzuwarten.
Fest steht aber längst, dass für Spritschlucker und Umweltverpester in Amerika schwere Zeiten angebrochen sind. Die entsprechenden Reaktionen zeigen in diesen Tagen eine Reihe von Herstellern auf der Motor Show in Detroit. Selbst das Thema Diesel, vor wenigen Jahren hier noch undenkbar, wird inzwischen durchaus ernst diskutiert.
Mit entsprechender Technologie könnten sogar die extremen Vorschriften in Kalifornien eingehalten werden, wie Mercedes mit dem E 320 Bluetec zeigt. Dass die US-Kunden bereit sind, dem Thema Umwelt und Verbrauch einen hohen Rang einzuräumen, zeigen die Erfolge der Hybrid-Fahrzeuge. Hier sind es allerdings die Japaner, die den Markt bedienen. Allen voran Toyota und Honda, die auch in Deutschland bislang Alleinanbieter sind. In Detroit jedenfalls ist die Hybrid-Version des Toyota Camry, ohnehin schon heute das Lieblingsauto der Amerikaner, ständig von dichten Menschenmassen umlagert.
Zwar laufen inzwischen bei Audi, VW, BMW, Porsche und Mercedes die unterschiedlichsten Projekte und Kooperationen, um verlorenes Terrain auf dem Gebiet des Zusammenspiels von Elektro- und Benzinmotoren zurückzugewinnen. Doch bis dahin wird es noch eine lange Weile dauern.
Derzeit lassen die heimischen Marken in Detroit lieber noch die Muskeln spielen. Ob Audi mit dem mächtigen Geländegänger Q7, den kraftstrotzenden Sportlimousinen S6 und S8, Porsche mit dem superschnellen Cayenne Turbo S oder Mercedes mit der wuchtigen R-Klasse oder dem nicht minder ausladenden GL - sie alle setzen auf jede Menge Pferdestärken und/oder Größenwachstum. Das Feld der »Unter-10 000-Euro-Autos« wurde 2005 abgeerntet und trägt keine neuen Früchte. Das alles vor dem Hintergrund stetig steigender Kraftstoffpreise, knapper werdenden Verkehrsraums und der landauf, landab beklagten knappen privaten Haushaltskassen.
Letztere scheinen indessen so leer denn doch nicht zu sein. Das muss man jedenfalls aus den Worten von BMW-Chef Helmut Panke schließen. Er hat klar den Trend weg von der Masse hin zum teureren Premium erkannt, sieht deshalb großes Potential für weitere Steigerungsraten seines Unternehmens. Das kann man ihm, wie auch seinen Mitbewerbern nur wünschen. Die Autobranche zählt nach wir vor zu den Zugpferden der Konjunktur.

Artikel vom 13.01.2006