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Wichniarek träumt von Berlin

Die Hauptstadt zieht Arminias Rückkehrer immer noch magisch an

Von Dirk Schuster
Novo Sancti Petri (WB). Berlin, das empfindet Bielefelds Wintereinkauf Artur Wichniarek nach wie vor, ist immer eine Reise wert. Daran können auch zweieinhalb für den Stürmer glücklose Jahre beim Hauptstadtklub Hertha BSC überhaupt nichts ändern. Speziell das Olympiastadion übt auf den Arminia-Rückkehrer einen besonderen Reiz aus.

Das Bielefelder Rückrundenspiel in der Bundesliga am 19. März, das DFB-Pokalfinale am 29. April, mögliches Weltmeisterschafts-Viertelfinale mit dem deutschen Gruppengegner Polen am 30. Juni und als Krönung das WM-Endspiel am 9. Juli - vier Mal will Wichniarek in diesem Jahr noch zurück nach Berlin. »Es wäre traumhaft, alles das erleben zu können«, sagt der 28-Jährige.
Drei ganz harte Monate auf der Hertha-Tribüne haben Wichniarek zum Glück nicht restlos desillusioniert. Im Gegenteil. Wichniarek will noch auf den WM-Zug aufspringen, hat mit Polen Großes vor. Der Stürmer verspürt Tatendrang. Darum hat ihn auch nicht überrascht, dass Fachleute ihm während des ersten Arminia-Testspieleinsatzes vorgestern gegen die SpVgg Greuther Fürth (0:2) gemessen an seiner langen Spielpause eine erstaunliche Präsenz bescheinigten. Wichniarek begründet: »Ich weiß, dass mich die Leute in Bielefeld schätzen, obwohl ich in den Jahren bei Hertha keinen großen Erfolg hatte. Speziell für einen Stürmer ist das ungemein wichtig. Das gibt mir Sicherheit.«
Dass der Angreifer, dessen potenzielle Konkurrenten im Sturm der Nationalmannschaft so klangvolle Namen wie Zurawski, Smolarek und bald wohl auch wieder Omodiagbe tragen, auch in Bielefeld starker Konkurrenz (Zuma, Boakye, Vata, Dalovic) ausgesetzt ist, ist ihm bewusst. »Aber davor habe ich keine Angst. Ich habe während meiner ersten Zeit bei Arminia als Mittelstürmer 50 Tore geschossen. Dann kam ich zu Hertha und bekam keine einzige Chance als Mittelstürmer«, ist Wichniarek überzeugt, dass er es unter anderen Voraussetzungen auch in Berlin gepackt hätte.
Dass der Pole nun zurück in seiner »zweiten Heimat« ist, haben Bielefelds Fans nicht zuletzt auch Frau Wichniarek zu verdanken. »Kasia«, sagt König Artur, »hat mich immer unterstützt. Sie weiß, dass ich bei Arminia eine super Zeit hatte. Bielefeld ist die beste Lösung für uns beide. Ich hätte in Russland eine Menge Geld verdienen können. Aber ich durfte bei meiner Entscheidung auch meine Kinder Maja und die kleine Emilia nicht vergessen. Auch für sie ist Bielefeld gut.«
Dass Wichniareks Gehalt auch bei Arminia für zwei warme Mahlzeiten am Tag genügen wird, dürfte klar sein. »Aber mir haben viele unterstellt, dass ich nur ans Geld denke. Wenn das wirklich so wäre, hätte ich auch noch eineinhalb Jahre bei Hertha auf der Tribüne sitzen können.«
Doch Artur Wichniarek entschied sich getreu dem Motto »Altes Spiel, neues Glück« zur Rückkehr an die Stätte seiner größten Erfolge - Bielefeld. Einen Vertrag für zweieinhalb Jahre hat er unterschrieben. Arminia hat die Option, den Kontrakt nach dem 30. Juni 2008 »unter gewissen Bedingungen« (DSC-Finanzchef Roland Kentsch) um ein weiteres Jahr zu verlängern.
Und welche Bedingungen sind das? Eine bestimmte Mindestzahl an Einsätzen vielleicht? Wichniarek: »Das verrate ich nicht. Aber ich denke, dass ich insgesamt dreieinhalb Jahre bleiben werde.«

Artikel vom 13.01.2006