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Die EM-Serie auf
Eis soll halten

Pechstein Favoritin auf den Titel

Hamar (dpa). Anni Friesinger sitzt traurig vor dem Fernseher, Claudia Pechstein will die Gunst der Stunde nutzen.

Trotz der Zwangspause der haushohen Favoritin aus Inzell soll die seit sechs Jahren anhaltende Siegesserie deutscher Eisschnellläuferinnen bei Europameisterschaften anhalten. Während Titelverteidigerin Friesinger mit leichten Läufen in Erfurt ihren Trainingsrückstand auf Grund ihrer Wadenverletzung minimieren will, gehört im Vikingerschiff von Hamar neben den starken Niederländerinnen auch Deutschlands erfolgreichste Winter-Olympionikin zu den Anwärterinnen auf Europas Thron.
»Selbst nach Annis Absage wäre ich nie so vermessen zu sagen: Jetzt hole ich den Titel«, erklärte Claudia Pechstein vor ihrem 14. Europa-Championat. Für die Berlinerin, die 1998 den EM-Titel gewonnen hatte und die bislang fünf Mal Zweite und zwei Mal Dritte war, ist Hamar die letzte Standortbestimmung vor Olympia. Mit der Sprint-WM in Heerenveen und dem Weltcup in Klobenstein gibt es in den kommenden Wochen nur noch vorolympische Testläufe für die Sprint-Spezialisten.
»Turin ist alles untergeordnet. Daher ist es ganz wichtig, wie meine Form auf meinen Spezialstrecken über 3000 und 5000 Meter ist«, räumt die 33-Jährige ein. »Aber ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Niederländerinnen präsentieren.« Vor allem die erst 19-jährige Junioren-Weltmeisterin Ireen Wüst gilt nach ihren Glanzzeiten bei den nationalen Ausscheidungen als heiße Gold-Kandidatin. In Heerenveen hatte sich die vorjährige EM-Vierte souverän die Olympia-Tickets über 1000 Meter (1:15,83), 1500 Meter (1:56,71) und 3000 Meter (4:04,33) gesichert und damit auch ihre Allround-Ambitionen angedeutet.
Für Claudia Pechstein hängt wie stets bei Mehrkämpfen unheimlich viel von einer guten Zeit auf der ungeliebten 500-Meter-Distanz zum Auftakt ab. Doch gerade in den Unterdistanzen über 1000 und 1500 Meter hatte die Hauptstädterin in den zurückliegenden Wochen Fortschritte nachgewiesen und sich damit sicher für den Teamlauf bei den Olympischen Spielen qualifiziert.
Ein Erfolgserlebnis will sich vor Olympia auch Daniela Anschütz- Thoms verschaffen. Die Erfurterin, die im Vorjahr Platz zwei hinter Anni Friesinger belegte und damit noch vor Pechstein landete, konnte auf Grund eines Infekts in diesem Jahr noch keinen Wettkampf bestreiten. »Natürlich ist sie nicht so optimal vorbereitet wie im Vorjahr. Aber Hamar ist eine wichtige Durchgangsstation«, sagte Coach Stephan Gneupel.

Artikel vom 13.01.2006