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WM-Gala ersatzlos gestrichen

Berlin enttäuscht, Heller sauer - FIFA fürchtet Probleme mit dem Rasen

Berlin (dpa). Die FIFA hat André Hellers große Eröffnungsgala zur Fußball-WM am 7. Juni im Berliner Olympiastadion ersatzlos gestrichen - mit der Begründung, es könne Probleme mit dem Rasen für die folgenden Fußballspiele geben. Das Risiko sei daher zu groß.
Insider vermuten aber, dass die 23 bis 25 Millionen Euro schwere Gala dem Weltverband zu teuer wurde. Auch auf mangelndes Interesse richteten sich Spekulationen. So sollen erst 5000 Karten verkauft gewesen sein. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit sagte, die Stadt sei von der Absage »schwer enttäuscht.« Tourismuschef Hanns-Peter Nerger nannte das Aus »peinlich« für Deutschland. Gala-Sprecherin Barbara Schmidt erklärte betroffen: »Es ist wirklich ein Jammer.«
Aus Hellers Umgebung hieß es, der österreichische Künstler sei »stinksauer«. Die Gala war schon um einen Tag vorverlegt, das erste Spiel Brasilien gegen Kroatien auf den 13. Juni verschoben worden. Doch sechs Tage Abstand schienen der FIFA nun nicht mehr genug.
Die für die Verlegung des Rasens verantwortliche Firma reagierte mit Verwunderung auf die Absage. »Für mich wäre es kein Problem gewesen, den Rasen rechtzeitig zu verlegen«, sagte Firmenchef John Hendriks erstaunt.
Die Vorbereitungen liefen seit zwei Jahren. Tausende von Freiwilligen hatten sich beworben, eine Firma mit 45 Beschäftigten wurde gegründet. Noch im November hatten Heller und Franz Beckenbauer mit großem Brimborium die Show in Berlin vorgestellt und stolz erklärt, mit einzigartigem Spektakel aufzuwarten.
Die Gala und das 30 Millionen Euro umfassende Kulturprogramm, das von der Absage nicht betroffen ist, waren immer auch ein Politikum. Eine Männerrunde um den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder, Innenminister Otto Schily und FIFA-Präsident Joseph Blatter soll in Hellers Wohnort am Gardasee auf die Idee gekommen sein, eine Eröffnungsgala zur FIFA-Tradition zu machen. Für Berlin war die Zusage einer Gala eine Art Trostpflaster, weil München den Zuschlag für das Eröffnungsspiel bekam.
Die Karten für das Spektakel sollten bis zu 750 Euro kosten. Heller versprach ein »Fest des Staunens«. Mit Peter Gabriel und Brian Eno wurden gleich zwei Pop-Veteranen gewonnen. 132 Weltmeister sollten dabei sein.
»Diese späte Absage ist der FIFA nicht leicht gefallen, aber für uns als Weltfußballverband müssen sportliche Aspekte schließlich Vorrang haben«, teilte Präsident Joseph Blatter mit. Heller reagierte mit »großer Traurigkeit«. Gegenüber »Spiegel-Online« sagte er: »Billig wird der Spaß für die FIFA nicht. Immerhin wird seit zwei Jahren daran gearbeitet.«
Dem Angebot aus München, als Ersatzort einzuspringen, erteilte Heller eine Absage. »Die Show ist inhaltlich und technisch an den Ort des Berliner Olympiastadions angepasst, setzt sich auch mit dessen Geschichte auseinander.«

Artikel vom 14.01.2006