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Uwe Wesp lobt den deutschen Klimaschutz.

Verrücktes Klima? Nein!

ZDF-Meteorologe Uwe Wesp in der »Akademie 50plus«

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). »Spielt unser Wetter verrückt?«, fragt Uwe Wesp im Vortrag bei der »Akademie 50plus« und gibt auch gleich die Antwort: »Nein!« Obwohl das ein renommierter Meteorologe sagt, sollten Sie sich jetzt nicht einfach entspannt zurücklehnen.

Denn jetzt kommt es doch noch knüppeldicke: »Zwar schlägt das Wetter keine unmotivierten Kapriolen, dafür reagiert es auf die anthropogenen - von Menschen gemachten - Bedingungen«, erklärt der beliebte ZDF-Meteorologe. Hurrikans und Schneestürme - auch Katastrophen folgen den Naturgesetzen, »und wir befördern leider die globale Erwärmung.«
Für drei Viertel aller klimaverändernden Treibhausgase ist der meist eben gar nicht weise Homo sapiens verantwortlich, schätzt Wesp, der gestern vor gut 100 Zuhörern in der »Akademie 50plus« das neue Semesterprogramm eröffnete. Das vorschnell verteufelte Kohlendioxid (CO2) stuft der 63-Jährige als »wichtig« ein: »Wir brauchen CO2, um die Erde warmzuhalten. Viel bedenklicher ist, dass die Permafrostböden auftauen. Das gibt Morast, und der Morast setzt Methan frei - ein zusätzliches und daher gefährliches Treibhausgas.«
In den vergangenen 100 Jahren sei die Temperatur um 0,7 Grad gestiegen. Deutschlands erfolgreiche Anstrengungen, die schädlichen Emissionen zu senken, findet West anerkennenswert, »aber es ist letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein«. Der Wetterexperte plädiert dennoch für die Umsetzung der Beschlüsse von Umweltkonferenzen und macht neben den USA China und Indien als Hauptschuldige an den alarmierenden Messergebnissen aus.
Die Quotenfetischisten beim ZDF verraten dem sympathischen Fliegenträger nichts, »aber solange die Zuschauer mich mögen, darf ich weitermachen, und ich mache weiter.« Ende Juli schied Uwe Wesp beim Deutschen Wetterdienst (DWD) aus, was ihn nicht hindert, jeden Morgen gleich als erstes im Internet nach den Offenbacher Prognosen zu schauen.
Wie kann der Infotainment-Nachwuchs neben ihm bestehen? »Jörg Kachelmann und Co. haben längst nicht so viele Informationen wie der DWD - also bleibt da manches im Ungefähren.« Aber locker sind die Jungen doch? »Wetter kann lebensgefährlich sein, nicht nur die großen Wirbelstürme - das fängt schon an, wenn ich vor überfrierender Nässe warnen muss. Am nächsten Tag lese ich in der Zeitung, dass trotzdem wieder einige tödlich verunglückt sind - angesichts solcher Konsequenzen von Wetter stößt die Lockerheit vor der Wetterkarte schnell an ihre Grenzen.«
Der zweifache Vater und Großvater aus Frankfurt kam über die Bundeswehr zu seinem Beruf. »Eines Morgens im Jahr 1962 hatte ich meine Zulassung zum Medizinstudium und die Einberufung im Briefkasten. Im Kalten Krieg - während der Kubakrise hatten wir die Ziele, alle in Polen, markiert, und die Bomber standen voll aufmunitioniert auf der Rollbahn -Ê wurde man gnadenlos aus dem Studium geholt, also zog ich lieber gleich die Uniform an. Und bei der Luftwaffe dreht sich natürlich alles um Wetterfragen.«
Wesp hat selbst hinterm Steuerknüppel von zivilen Propellermaschinen gesessen, Heute lässt es das Mitglied der internationalen Männerverbindung »Schlaraffia« ruhiger angehen, bereist Europa und guckt Fußball. Wer wird Weltmeister? »Klinsis Truppe müsste es eigentlich schaffen.«
Wunderbar. Was Vorhersagen angeht, macht Uwe Wespe so leicht keiner was vor . . .

Artikel vom 12.01.2006