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Staatsanwalt ermittelt
gegen neuen Klinikchef

Größte private Krankenhaus-Allianz in NRW vereinbart

Von Bernhard Liedmann und Ernst-Wilhelm Pape
Bad Lippringe (WB). Im Kreis Paderborn entsteht die landesweit größte Krankenhaus-Allianz in privater Trägerschaft: Das medizinische Zentrum für Gesundheit in Bad Lippspringe (MZG) kooperiert vom 1. Februar an mit der »Neuen Pergamon Krankenhaus Management Gesellschaft« (Gelsenkirchen).

Zunächst befristet für ein Jahr übernimmt die Pergamon die Geschäftsführung des MZG. Federführend wird künftig Prof. Dr. Volker Graf (50) sein, Vorsitzender der Geschäftsführung der »Neuen Pergamon«.
Graf war bis zum 30. Oktober 2005 Geschäftsführer des städtischen Klinikums Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz). Sein Vertrag war aufgelöst worden. Der Grund: angebliche Unregelmäßigkeiten in der Geschäftsführung. Die Vorwürfe teilte Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) der Staatsanwaltschaft mit. Seit einem Jahr ermittelt die Zentralstelle für Wirtschaftsstrafsachen der Staatsanwaltschaft Kaiserslautern wegen Untreue gegen Graf.
Der Beschuldigte soll Vergütungen und Vorschüsse als Geschäftsführer erhalten haben, die ihm laut Vertrag nicht zugestanden haben sollen. Nach Angaben von Lohse handelt es sich um klare Rechtsverstöße, die durch unabhängige Wirtschaftsprüfer bestätigt wurden.
Graf soll Aufträge des Klinikums an Tochterfirmen seiner »Neuen Pergamon« vergeben haben, ohne andere Angebote zu prüfen. Ferner wird Graf vorgeworfen Abschlags- und Vorauszahlungen aus dem Überschuss angegliederter Alten- und Pflegeheime kassiert und sich Dienstwagen samt Fahrer genehmigt zu haben.
Nach Angaben von Helmut Bleh, Leitender Oberstaatsanwalt, sind bereits zahlreiche Buchhaltungsunterlagen beschlagnahmt worden, die noch ausgewertet werden müssten. Die Ermittlungen würden sich noch lange hinziehen. Bisher sei der Beschuldigte noch nicht vernommen worden.
An die »Neue Pergamon« sollte bereits im vergangenen Jahr die Mehrbeteiligung am St. Petri Hospital (200 Betten) in Warburg (Kreis Höxter) verkauft werden. Der Verkauf scheiterte, als das Ermittlungsverfahren gegen Graf bekannt wurde.
Während das MZG in Bad Lippspringe über sieben Kliniken mit 750 Mitarbeitern und 1100 Betten verfügt, leitet die Neue Pergamon insgesamt sechs Kliniken in NRW und Bayern mit 1400 Mitarbeitern und 2500 Betten. Die Pergamon hat eines Jahresumsatz von 62 Millionen Euro, beim MZG liegt er bei 40 Millionen. Die Allianz sieht eine enge Verzahnung der Akut-Krankenhäuser der Pergamon-Gesellschaft mit dem Reha-Bereich des MZG vor.

Artikel vom 12.01.2006