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Die Liebe zu Blumen hält sie jung

Herta Putschew aus Heepen feiert heute ihren 100. Geburtstag


Von Sabine Schulze (Text und Foto)
Heepen (WB). »Das Essen«, strahlt Herta Putschew, »das Essen schmeckt noch.« Und wenn sie am heutigen Samstag ihren großen Ehrentag feiert, wird sie sicherlich auch mit einem Gläschen Sekt anstoßen. Denn 100 wird nun wirklich nicht jeder.
Geboren wurde die Jubilarin als Herta Todtenhagen in Potsdam. Aber schon als Kind kam sie nach Bielefeld: »Meine Eltern haben hier Arbeit gesucht und sind dann geblieben«, erzählt sie. Herta Putschew besuchte in Heepen die Volksschule und arbeitete danach als Herrenwäschebüglerin. In ihrer Freizeit war sie im Turnverein aktiv - »aber nur als junges Mädchen. Später haben wir nur zugeschaut«, schränkt sie ein. Kurz nach dem Krieg heiratete sie dann und gab den Beruf zugunsten der Familie auf. Zwei Kinder hat die Jubilarin - Tochter Helga und Sohn Gerd -, einen Enkelsohn und mittlerweile auch schon zwei Urenkel.
Auch wenn sie nicht mehr ganz sicher auf den Beinen ist, lebt sie nach wie vor alleine in ihrer Wohnung in der Carl-Hoffmann-Straße in Heepen - eine Wohnung, in der sie seit 55 Jahren heimisch ist. »Ihre Tage gehen ruhig dahin«, sagt Schwiegertochter Heidi, die sich mit ihrem Ehemann Gerd um Herta Putschew kümmert und täglich nach ihr schaut. Weil die Augen nicht mehr so gut sind, ist ihr die Zeitungslektüre mit der Lupe zu anstrengend. Aber sie schaut gerne, was vor dem Haus los ist und freut sich, wenn die Kinder der Nachbarschaft im Innenhof spielen und einen riesigen Schneemann bauen. Und wenn Schwiegertochter Heidi bei einem Besuch auch noch den Dackel ihres Vaters mitbringt, ist die alte Dame richtig glücklich.
Auch wenn es nach draußen nur noch im Rollstuhl und in Begleitung ihres Sohnes geht, fühlt sich Herta Putschew noch wohl - und kann bis heute auf Medikamente verzichten. Bis vor wenigen Jahren, erzählt Sohn Gerd, hat sie sogar während seines Sommerurlaubs Haus und Garten gehütet.
Blumen haben es der Jubilarin ohnehin angetan: Den Grünstreifen vor dem Haus hat sie, so lange es ging, liebevoll bepflanzt. Und auf ihrer Fensterbank im Wohnzimmer hat sie unzählige kleine Geranien vorgezogen, die dann im Garten von Sohn und Schwiegertochter gepflanzt wurden. Darüber, dass sie selbst regelrecht aufblüht, wenn es um Pflanzen geht, muss sie schmunzeln.
Zur Feier ihres Hundertsten erwartet sie heute Vormittag auch Vertreter der Stadt, eine Abordnung der Freien Scholle, deren Mieterin Herta Putschew nun seit Jahrzehnten ist, und natürlich Familie. Ansonsten gilt: »Wer kommt, der kommt.«

Artikel vom 14.01.2006