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Verkaufspläne stören
den Gemeindefrieden

Versammlung am 22. Januar soll Entscheidung treffen

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Als die Neustädter Mariengemeinde und die Paul-Gerhardt-Gemeinde am 1. Mai 2005 fusionierten, betonte man: »Gäbe es einen Käufer für die Paul-Gerhardt-Kirche, würden wir sie verkaufen.« Inzwischen gibt es mit der Jüdischen Kultusgemeinde einen Kaufinteressenten für das 1958 erbaute Gotteshaus an der Detmolder Straße.

Anfang Dezember 2005 beschloss deshalb der Bevollmächtigtenausschuss, der sich aus den Presbyterien von Neustadt Marien und Paul Gerhardt zusammen setzt, Verkaufsverhandlungen aufzunehmen. Seitdem ist es mit dem Frieden vorbei. Am Sonntag, 22. Januar, wird eine Gemeindeversammlung einberufen.
Fünf Mitglieder des Bevollmächtigtenausschusses aus dem Bezirk Paul Gerhardt haben ihren Rücktritt erklärt, weil sie die Verkaufsabsichten nicht mittragen können. Sie weisen unter anderem darauf hin, dass die neue Gemeinde Neustadt Marien noch nicht wirklich zusammengewachsen sei. In Paul Gerhardt werden nach wie vor Gottesdienste gehalten, die Menschen im Kirchenbezirk mit rund 1600 Gemeindegliedern werden betreut von Ulrich Wolf-Branett, Pfarrer im Beschäftigungsauftrag.
Die Mitglieder des Bevollmächtigtenausschusses betonen, es bestehe Einigkeit, dass die Gemeindearbeit im Paul-Gerhardt-Bezirk fortgeführt, ja, ausgebaut werden solle. Es dürfe, auch, wenn die Kirche verkauft würde, nicht zu einer »Unterbrechung der Gruppenarbeit« im Bezirk kommen. Der Ausschuss will ein Konzept erarbeiten, in dem die Prägungen der beiden bis zur Fusion eigenständigen Gemeinden in die alltägliche Arbeit aufzunehmen seien. Der Ausschuss bittet die zurückgetretenen Mitglieder zudem, ihren Schritt noch einmal zu überdenken.
Wenn sie bei ihrer Haltung bleiben, soll der Kreissynodalvorstand klären, wie die Vertretung aus dem Paul-Gerhardt-Bezirk sichergestellt werden kann. Pfarrer Alfred Menzel, Pastor von Neustadt Marien, unterstützt die Verkaufsbemühungen. Er versichert, die Kirche solle auch künftig nicht zu kommerziellen Zwecken genutzt werden. Eine Nutzung durch die Jüdische Kultusgemeinde könne er nur unterstützen. Pastor Menzel betont, dass heute nicht mehr alles möglich sei, wie noch vor Jahren, und dass Beschlüsse, die einmal gefasst wurden, auch als bindend betrachtet werden müssten: »Wir haben hier kein Wunschkonzert.«
Grund für die Fusion waren Sparbemühungen des Kirchenkreises Bielefeld. Vor 48 Jahren entstand die Paul-Gerhardt-Gemeinde aus der Neustädter Mariengemeinde heraus. Nach der Fusion hat die neue, größere Gemeinde knapp 4500 Mitglieder.
Die Gemeindeversammlung am Sonntag, 22. Januar, soll um 11.15 Uhr nach dem Gottesdienst in der Neustädter Marienkirche im Gemeindehaus am Papenmarkt stattfinden. Dort soll ermittelt werden, ob man in Verkaufsverhandlungen eintritt oder nicht.

Artikel vom 13.01.2006