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Schritt für Schritt
in die Stammelf

Erkingers Chance in Paderborn

Von Matthias Reichstein
Costa Ballena (WB). Erst vertragslos, dann verpflichtet und jetzt verletzt: Die Zusammenarbeit zwischen Zweitligist SC Paderborn 07 und Bernhard Erkinger beginnt holprig, ob sie zu einem guten Ende führt, ist noch völlig offen: Der 25-jährige Österreicher ist die einzige SCP-Verpflichtung im Winterschlussverkauf, die nicht spielen kann.

Paderborns einziger Österreicher im Kader spielte bereits im Sommer bei Jos Luhukay vor, überzeugte den Trainer und wurde dennoch wieder zu seinem Stammklub Red Bull Salzburg geschickt. »Auf seiner Position waren wir sogar überbesetzt«, begründete der Coach den Schritt. Doch die Kontakte rissen nie ab.
Erkinger verfolgte in der Alpenrepublik den Höhenflug des Aufsteigers, beim SCP wurde zeitgleich im defensiven Mittelfeld die Personaldecke zusehends dünner. Erst riss bei Thorsten Becker das Kreuzband, dann fanden Kapitän Danijel Stefulj und Luhukay keine Ebene der Zusammenarbeit. Beide Seiten trennten sich, Erkinger bekam nun eine zweite Chance. Beim gemeinsamen Ski fahren in Salzburg wurde über Weihnachten die lockere Verbindung zwischen dem Profi und dem Paderborner Trainer wieder fester und ein Vertrag bis 30. Juni geschlossen.
Doch spielen kann Erkinger noch immer nicht. Am 29. Oktober brach sich der »Ösi« im Spiel für die Salzburger Amateure den Mittelfuß, gab in der folgenden Reha zu früh zu viel Gas und musste nun im Trainingslager die Übungseinheiten wegen einer starken Achillessehnenreizung unterbrechen. »Eine Vorsichtsmaßnahme«, schwächt der Mittelfeldspieler ab, die aber nicht ohne Konsequenzen bleibt. Ohnehin mit erheblichem Rückstand angereist, wirft den Profi jeder Tag ohne Training noch weiter zurück. »Er wird noch mindestens vier Wochen brauchen, um eine personelle Alternative zu werden«, sagt Luhukay. Doch genau darum geht es. Der Fußballlehrer will den defensiv- und zweikampfstarken Spieler so schnell wie möglich integrieren. Gerade dem 25-Jährigen traut Luhukay zu, künftig noch besser für die nötige Balance zwischen Abwehr und Angriff zu sorgen.
Das ist die Zukunft, die Gegenwart heißt, mit Hilfe von Mannschaftsarzt Dr. Matthias Porsch und der beiden Physiotherapeuten Jörg Liebeck und Christian Rauscher wieder Schritt für Schritt Anschluss zu finden. Doch Rückschläge hat Erkinger einige weg gesteckt, seine Karriere verläuft seit Jahren im Zick-Zack-Kurs.
Vom Bundesligisten FC Tirol ging es zum Zweitligisten FC Lustenau, die dritte Station hieß wieder erste Liga: SV Salzburg. Aus dem SV wurde erst Wüstenrot und dann Red Bull Salzburg, entsprechend flossen die Sponsorengelder und so wurde das Team von Trainer Kurt Jara mit Bundesligastars verstärkt. Vratislav Lokvenc, Thomas Linke, Alexander Zickler oder Aleksander Knavs - sie alle kamen, für Erkinger war nur Platz bei den Amateuren.
Das alles will Erkinger in Paderborn hinter sich lassen und einen Neuanfang wagen. Auch er akzeptierte einen Vertrag über nur ein halbes Jahr, er weiß, dass die Zeit knapp wird, sich für eine weitere Fortsetzung zu empfehlen. Doch eins hat Erkinger in Paderborn, was es in Salzburg definitiv für ihn nicht gibt: Die Chance auf einen Platz in der ersten Elf.

Artikel vom 12.01.2006