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Vogelgrippe-Virus verändert sich

In der Türkei nachgewiesen - Weltbank gibt 500 Millionen Dollar an Hilfe

Genf/Berlin (dpa). Das aggressive Vogelgrippevirus H5N1, an dem bisher fast 80 Menschen starben, kann offenbar etwas leichter auf den Menschen übertragen werden.
Das erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf, nachdem sie entsprechende Informationen von ihrem Speziallabor in London erhalten hat. Es gebe aber noch keine Anzeichen dafür, dass sich das Virus von Mensch zu Mensch übertragen lasse, hieß es.
Die Untersuchungen hätten ergeben, dass die in der Türkei genommen Viren-Proben ähnliche Mutations-Merkmale aufwiesen, wie sie bereits 2003 in Hongkong und 2005 in Vietnam festgestellt wurden. Danach binden sich diese Virusformen leichter an eine menschliche als an eine Vogelzelle. Bisher handelt es sich nach WHO-Angaben nur um Vermutungen, die nun weiter erhärtet werden müssten.
Deutschland ist nach Ansicht von Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) auch auf eine mögliche größere Gefahr für Menschen durch die Vogelgrippe vorbereitet. »Die beste Prävention ist, den Ausbruch der Tierseuche zu vermeiden«, sagte Seehofer am Freitag in Berlin. »Wir gehen als deutsche Regierung ohnehin vom schlimmsten Fall aus.« Mit dieser Äußerung reagierte Seehofer auf die in der Türkei beobachtete Mutation des Vogelgrippevirus H5N1.
Experten fürchten allerdings die denkbare Entstehung eines Virus, das sich leichter von Mensch zu Mensch überträgt. Auch gegen einen solchen Erreger müsse vorgebeugt werden, betonte Horst Seehofer.
Die Weltbank stellt 500 Millionen Dollar für den Kampf gegen die Vogelgrippe zur Verfügung. Als erstes Land profitiere Kirgisien davon, sagte Weltbank-Vizepräsident Jim Adams. Es erhalte eine Finanzhilfe von fünf Millionen Dollar, um sich gegen die Vogelgrippe zu wappnen. »Wir haben nun die Flexibilität, um mit jedem einzelnen Land über Finanzhilfen zu verhandeln.« Er sei vorsichtig optimistisch, dass die internationale Geberkonferenz in der kommenden Woche in Peking zusätzliche Hilfen von einer Milliarde Dollar bereitstelle, um die nach Schätzungen der UN benötigten 1,4 Milliarden Dollar zur weltweiten Eindämmung der Krankheit zusammenzubringen.
Die Europäische Union unterstützt den weltweiten Kampf gegen die Vogelgrippe mit 80 Millionen Euro. Diesen Beitrag will die EU bei der Konferenz in Peking leisten, wie die österreichische Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner am Freitag in Brüssel sagte. Das Geld soll Entwicklungsländern vor allem in Asien helfen, sich gegen die Krankheit zu wappnen. An der Geberkonferenz in Peking nehmen 90 Staaten und 25 Institutionen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die UN-Organisation für Tiergesundheit (OIE) teil.
Mehrere asiatische Länder haben sich in Tokio auf einen Aktionsplan gegen eine mögliche Vogelgrippe-Pandemie bei Menschen verständigt. Sie riefen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Geberländer unter anderem dazu auf, Laboratorien zu fördern, um frühe Anzeichen einer potenziellen Pandemie schnell zu erkennen. Auch die Kapazitäten zur Bekämpfung einer möglichen weiten Ausbreitung unter Menschen sollten verstärkt werden.
Im Kampf gegen die Vogelgrippe hat das Schweizer Unternehmen Roche Pharmaceuticals angekündigt, es werde asiatischen Ländern mehr Tabletten des Anti-Grippe-Mittels Tamiflu spenden. Der Konzern befinde dazu in Gesprächen mit der Weltgesundheitsorganisation WHO, teilte Roche am Freitag mit.

Artikel vom 14.01.2006