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Malerei auf Kalk,
Staub und Magerquark

Arbeiten von Reinhold Tappeiner in der Universität


Von Uta Jostwerner
Schildesche (WB). Mit Reinhold Tappeiner präsentiert die Universität Bielefeld einen Maler, dessen Werke von einem stark objekthaften Charakter geprägt sind. Die räumliche Dimension, die entsteht, weil die Arbeiten schräg an die Wand gelehnt werden, setzt sich im Bild durch Hoch-Tief-Effekte fort.
»Reinhold Tappeiners Bilder sind wie Bäume. Dieser Eindruck entsteht sofort und sehr direkt wegen des extremen Hochformates vieler Exponate. Das schmale stehende Rechteck ist wie die reduzierte Anmutung von Wachsendem«, charakterisiert Professor Klaus-Ove Kahrmann treffend das Werk des Südtirolers Tappeiner.
Auf den ersten Blick wirken die halbabstrakten Formen und Figuren wie Drucke. Doch der 46-Jährige wählt eine Spachtelmethode, um die Farbe, Eitempera, auf die zuvor mit Kalk, Marmorstaub und Magerquark grundierte Leinwand aufzutragen. Ein ungleichmäßig starker Farbauftrag führt zu rindigen Oberflächen und verstärkt den Eindruck von organisch Gewachsenem.
In anderen Bildern werden Umrisse menschlicher, indes stark reduzierter Körperformen deutlich. Die archaische Ausarbeitung lässt der Fantasie den Spielraum, die Figuren im Kopf zu vervollständigen. »Wenn mehrere Bilder nebeneinander stehen oder gar zu Zweier- oder Dreiergruppen zusammengefasst sind, wirken die Figuren wie unterschiedliche Seiten unserer Persönlichkeit«, sagt Kahrmann. Und weiter: »Reinhold Tappeiner erzählt Geschichten in seinen Arbeiten, Geschichten, die nicht nur seine, sondern auch die unsrigen sind. Sie äußern sich voller Dramatik, zeigen Euphorisches und Katastrophales gleichermaßen und präsentieren die ganze Vielfalt des Seins.«
Reinhold Tappeiners Bilder eröffnen aber auch eine bemerkenswerte Assoziationsbreite. Sie laden geradezu dazu ein, sich meditativ in sie zu versenken.
Der Künstler wurde 1959 in Schlandern, Italien, geboren und besuchte von 1974 bis 1779 die Kunstschule in Göden. Ab 1979 studierte er an der Accademia di Belle Arti di Urbino und legte 1983 sein Diplom ab; seither ist er freischaffend tätig. Seit 2001 hat Tappeiner einen Lehrauftrag an der Universität Bozen.
Die Ausstellung »Frequenzen« ist noch bis zum 10. Februar im Ausstellungsbereich Ebene C 1 zu sehen.

Artikel vom 12.01.2006