16.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Rösch macht
sein Meisterstück

Wilhelm führt im Gesamtweltcup

Ruhpolding (dpa). Bei den Millimeterentscheidungen in Ruhpolding hat Youngster Michael Rösch gestern sein Meisterstück gemacht und nach einem Biathlon-Krimi seinen ersten Weltcupsieg gefeiert.

Der 22-jährige Sachse aus Altenberg rang einen Tag nach seinem zweiten Platz im Sprint in einem begeisternden Finish vor 19 000 Zuschauern den fast während der gesamten 12,5 Kilometer führenden neun Jahre älteren siebenmaligen französischen Weltmeister Raphael Poiree um die Winzigkeit von einer Zehntelsekunde nieder. Platz drei ging an den Russen Sergej Tschepikow.
»Die letzten Meter waren der blanke Wille. Ich wollte gewinnen, habe mich breit gemacht und alles mobilisiert, was ich habe«, jubelte Rösch. Bundestrainer Frank Ullrich griff zu Superlativen: »Das war einfach fantastisch. Wir hatten uns viel vorgenommen, aber dass der Micha das Ding heute so nach Hause fährt, hätte ich mir nicht träumen lassen.«
Zwei Stunden zuvor war Weltcup-Spitzenreiterin Kati Wilhelm aus Zella-Mehlis nach dem 10 Kilometer langen Verfolgungsrennen um ebenfalls nur eine Zehntelsekunde hinter Liv Grete Poiree (Norwegen) am Sieg vorbei gesprintet. Hinter Wilhelm belegte die Russin Albina Achatowa den dritten Platz. Im Gesamtweltcup führen Wilhelm mit 58 Punkten vor der Schwedin Anne Carin Olofsson sowie Raphael Poiree vor Sven Fischer (Oberhof) und Rösch. Der leicht erkältete Alexander Wolf (Oberhof), der als Weltcup-Führender angereist war, büßte mit dem 27. Platz im Sprint am Samstag das »Gelbe« ein und verzichtete auf die Verfolgung.
Vor insgesamt 76 000 Zuschauern an fünf Renntagen setzten die deutschen Skijäger ihre vorolympische Erfolgsstory mit den Siegen durch Rösch und die Männer-Staffel sowie vier zweiten Plätzen und einem dritten Rang fort. »Ich bin glücklich, froh und stolz auf die Mannschaft, auch wenn uns jetzt alle in die Favoritenrolle für Turin drängen«, bilanzierte Ullrich.
Wilhelm, der bereits beim Sprint am Freitag nur 1,4 Sekunden am dritten Saisonsieg gefehlt hatten, war nach dem knappsten im Biathlon gemessenen Zeitrückstand nicht traurig. »Das waren die engsten, spannendsten, aber auch schönsten Rennen«, sagte »Rotkäppchen«. »Die Form stimmt. Ich freue mich auf Turin«, ergänzte die Thüringerin.
Am Samstag hatte noch »ein kleiner Purzler«, wie Rösch seinen Stolperer über die eigenen Skistöcke bezeichnete, den Sachsen den Sieg gekostet. Im Ziel hatte der fehlerfreie Schnellschütze 3,8 Sekunden Rückstand auf den Norweger Frode Andresen. »Dass es nicht langte, war eigene Dummheit. Aus dem Sturz im Übereifer kann ich nur lernen«.

Artikel vom 16.01.2006