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Unruhe um Karstadt

Handelsriese dementiert angeblichen Börsenrückzug

Essen (dpa). Neue Spekulationen über die Zukunft Karstadt-Quelle: Die Großaktionäre um die Quelle-Erbin Madelaine Schickedanz planen angeblich eine Komplettübernahme, um den Handelsriesen von der Börse zu nehmen und möglicherweise zu zerschlagen.

Dies verlautete gestern aus Branchenkreisen. Damit bestätigten diese Kreise einen Bericht der »Financial Times Deutschland«(FTD). Der Karstadt-Quelle-Sprecher Jörg Howe wies den FTD-Bericht jedoch als »reine Spekulation« zurück.
Mit der Transaktion sind der FTD zufolge die Investmentbanken Goldman Sachs und Sal. Oppenheim beauftragt worden. Ein Sprecher von Sal. Oppenheim lehnte einen Kommentar dazu ab. Bei Goldman Sachs war vorerst niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Auch der Sprecher des Schickedanz Pools, Hans-Jürgen Prohaska, wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.
Quelle-Erbin Madeleine-Schickedanz soll inzwischen allein mehr als 60 Prozent der Anteile verfügen. Der Finanzkonzern Allianz liege bei 7,5 Prozent. Karstadt-Quelle selbst halte 5,42 Prozent. Nach Informationen der Zeitung verfügen die Großaktionäre bereits über mehr als 90 Prozent der Anteile. In den Branchenkreisen wurde diese Angabe aber nicht bestätigt. Ab einem Anteil von 95 Prozent ist ein zwangsweises Herausdrängen der verbliebenen Aktionäre - ein »Squeeze-out« - möglich.
In den vergangenen Monaten hatten die Aktionäre Anteile von Karstadt-Quelle über die Börse aufgekauft. Der Preis habe dabei bis zu 12,00 Euro pro Aktie betragen, hieß es. Den Planungen der Aktionärsgruppen zufolge sollte der Aufkauf so lange erfolgen, bis das Kursniveau über die Marke von 12 Euro klettere. Nachdem die Aktie in den vergangenen drei Wochen auf nun über 15 Euro angezogen habe, planten die Großaktionäre ein Übernahmeangebot.
Karstadt-Quelle-Sprecher Jörg Howe sagte: »Goldman Sachs wurde nicht beauftragt, ein Abfindungsangebot für freie Aktionäre vorzubereiten. Auch keine andere Bank.« Und weiter: »Das sind Gerüchte, wie wir sie in den vergangenen Monaten immer wieder gehört haben. Wir konzentrieren uns auf das operative Geschäft und sind dabei erfolgreich.«
Nach den Informationen könnten langfristige Planungen von Großaktionärin Madeleine Schickedanz zu einer Aufspaltung des Konzerns führen. Karstadt-Quelle-Chef Thomas Middelhoff hatte nach seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr jedoch einer möglichen Zerschlagung des Konzerns wiederholt eine Absage erteilt. »Es macht schlicht keinen Sinn.«

Artikel vom 11.01.2006