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Betrug mit Lastschriften

Von mehr als 1000 Girokonten jeweils 39 Euro eingezogen

Von Christian Althoff
Paderborn (WB). Bundesweit agierende, mutmaßliche Betrüger haben allein in Ostwestfalen-Lippe von mehr als 1000 Girokonten jeweils 39 Euro abbuchen lassen.

»Möglicherweise ist die Dunkelziffer sehr hoch. Jeder sollte deshalb seine Kontoauszüge der vergangenen sechs Wochen kontrollieren«, riet gestern Uwe Bauer, Sprecher der Polizei im Kreis Lippe. Allein dort sind in den vergangenen Wochen 110 Strafanzeigen eingegangen. Im Kreis Gütersloh ließen die Tatverdächtigen per Lastschrift Geld von 200 Konten einziehen, bei der Sparkasse Paderborn waren 500 Kunden betroffen. Bauer: »Als Verwendungszweck tauchten auf den Auszügen Begriffe wie Tippgemeinschaft oder Glücksmillion auf.« Die Polizei rechnet damit, dass viele Verbraucher die Abbuchung noch gar nicht bemerkt haben: »Die vergleichsweise geringen Beträge wurden in der Vorweihnachtszeit eingezogen, als viele Menschen Geschenke kauften und ihnen eine Abbuchung mehr vielleicht gar nicht aufgefallen ist«, sagte Bauer.
Nach Auskunft der Schwerpunktstaatsanwaltschaftschaft für Wirtschaftskriminalität in Düsseldorf, die in diesem Fall ermittelt, berufen sich die Tatverdächtigen darauf, im Besitz von 370 000 Einzugsermächtigungen zu sein. Diese sollen Mitglieder von Lotterie-Tippgemeinschaften unterschrieben haben. »Es besteht jedoch der Verdacht, dass nicht in allen Fällen wirksame Einzugsermächtigungen vorgelegen haben und nicht nur Kunden von Lotteriegesellschaften betroffen sind«, sagte Sprecher Peter Lichtenberg. So haben Bankkunden angegeben, nie mit dem abbuchenden Unternehmen in geschäftlichen Beziehungen gestanden oder einer Tippgemeinschaft angehört zu haben. Wie die Tatverdächtigen in diesen Fällen an die Kontonummern gekommen sind, wurde noch nicht ermittelt. Allerdings lassen sich etwa bei Gewerbetreibenden die Bankdaten zumeist auf Briefbögen und Rechnungsformularen finden.
Wolfgang Hornung, Sprecher des westfälischen-lippischen Sparkassen- und Giroverbandes in Münster: »Bei Millionen von Einzugsermächtigungen, die den Geldinstituten täglich vorgelegt werden, können Unterschriften allenfalls stichprobenartig überprüft werden. Allerdings entsteht im Missbrauchsfall dem Kunden kein Schaden: Er kann eine illegal zustande gekommene Lastschrift zeitlich unbegrenzt von seinem Geldinstitut zurückfordern.«
Nach Bekanntwerden des aktuellen Falles waren mehrere Banken und Sparkassen sogar von sich aus auf möglicherweise betroffene Kunden zugegangen: Die Rechenzentren der Geldinstitute hatten alle Lastschriften ermittelt, die auf die Konten der Tatverdächtigen bei der Postbank in Saarbrücken gebucht worden waren. Anhand dieser Liste waren die Kunden vor Ort gefragt worden, ob es mit der Lastschrift seine Richtigkeit hat. So überwiesen Banken und Sparkassen im Kreis Gütersloh 200 Kunden die jeweils 39 Euro zurück, die Sparkasse Paderborn hat bis heute 500 Lastschriften rückgängig gemacht.

Artikel vom 11.01.2006