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Raus aus der Reservistenrolle

Trainingslager als Chance: Tobias Rau und Nebojsa Krupnikovic greifen an

Von Dirk Schuster
Novo Sancti Petri (WB). Unterschiedlicher können zwei Charaktere kaum sein. Und doch gibt es etwas, das Nebojsa Krupnikovic und Tobias Rau verbindet. Beide haben im Fußball einen guten Namen, beide wurden vor der laufenden Saison von Arminia Bielefeld verpflichtet, beide blieben bisher hinter den Erwartungen zurück.

Auch, weil sich beide während der Hinrunde schwer verletzten. Das Trainingslager in Spanien bietet ihnen die Chance, im Rennen um einen Stammplatz aufzuholen. Oder sollte es einem der beiden am Ende gelingen, sogar zu überholen? Die Antwort ist: Wenn überhaupt, dann nur Rau. Denn Krupnikovic hat ja nicht einmal jemanden vor sich. Der Serbe ist ein klassischer Spielmacher und damit auf einer Position zu Hause, die es in Trainer Thomas von Heesens Spielsystem nicht gibt.
Zwar wird Krupnikovic nicht müde zu betonen, auch im defensiven Mittelfeld gute Leistungen bringen zu können. Doch die Konkurrenz ist hier mit Dammeier, Fink, Kucera, Kauf und auch Danneberg extrem groß.
Doch wohin dann mit dem gemessen an Arminia-Verhältnissen teuren Ex-Hannoveraner? »Um über einen Wechsel nachzudenken, ist es zu früh. Mit mir persönlich hat über dieses Thema auch niemand gesprochen. Weder von Arminia noch von einem anderen Verein«, versichert Krupnikovic.
Bisher soll Arminia unbestätigten Gerüchten zufolge lediglich versucht haben, ihn in einer Art Tauschgeschäft mit Winter-Einkauf Ioannis Masmanidis dem Zweitligisten Karlsruher SC anzubieten. Doch »Krupi« ist noch da und gibt sich kämpferisch: »Ich habe nicht verlernt, Fußball zu spielen. Jetzt hoffe ich, dass der Trainer wieder ein Auge auf mich hat und ich meine Chance bekomme.« Aufgeben darf für den 32-Jährigen auch kein Thema sein. Bis Juni 2007 hat er Vertrag. »Wenn ich denken würde, ich bekäme hier keine Chance mehr, könnte ich gleich meine Koffer packen und nach Belgrad gehen.«
Auch Rau glaubt beim DSC nach wie vor fest an seine Chance. Und doch kann der 24-Jährige von sich sagen: »Ich mache mich nicht mehr fertig, wenn ich mal nicht aufgestellt wurde.« Denn das hat Rau lange genug getan. Auch deshalb hat er an seine Zeit beim FC Bayern, aus der ihn erst die Arminia im Sommer befreit hatte, keine guten Erinnerungen.
»Klar hatte ich mir vorgenommen, in jedem Spiel mit Bielefeld von Anfang an dabei zu sein. Zu Saisonbeginn hat das ja auch gut geklappt. Aber als ich wegen einer Magen-Darm-Infektion ein Spiel nicht mitmachen konnte, hat Markus Schuler seine Chance genutzt. Seitdem hat er gute Leistungen gezeigt«, lobt Rau seinen Kontrahenten auf der Position des linken Verteidigers. Normal ist so ein Kompliment unter Kollegen nicht. Rau bestätigt: »Bei Bayern muss man kaltschnäuzig sein, um es zu etwas zu bringen. Das bedeutet, einem Kollegen auch über die Medien mal eins auszuwischen.«
Sich charakterlich während der Zeit bei den Bayern überhaupt nicht verändert zu haben, ist einer der wenigen Erfolge, über die Rau sich im Nachhinein freuen darf. »Mit meiner Art komme ich bei Bielefeld viel besser voran«, sagt er und fühlt sich auch deshalb so wohl im beschaulichen ostwestfälischen Alltag, weil ihm samstags auf dem Platz zu stehen immer noch sehr viel, aber eben nicht mehr alles bedeutet. »Das Wichtigste ist: Ich habe wieder Spaß am Fußball, auch wenn ich nicht immer spielen kann. Aber ich merke im Training, dass es stetig bergauf geht. Woran es mir noch fehlt«, sagt Rau, »ist Selbstvertrauen.« Verhext ist: »Und das kehrt nur dann zurück, wenn ich regelmäßig spiele.« Darum hat Rau den Kampf um einen Stammplatz mit Markus Schuler aufgenommen. Er weiß, dass es schwer wird: »Markus hat sich einen Bonus erarbeitet. Eine Fifty-fifty-Chance ist es für mich nicht.«

Artikel vom 11.01.2006