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Schalke schäumt heftig

Unverständnis und Kritik der NRW-WM-Städte

Gelsenkirchen (dpa). Mit Unverständnis und zum Teil heftiger Kritik haben die drei WM-Städte in Nordrhein-Westfalen auf die Studie der Stiftung Warentest zur Sicherheit in den WM-Stadien reagiert.
Vor allem die Verantwortlichen in Gelsenkirchen, deren 2001 fertig gestellte Arena laut Stiftung Warentest »erhebliche Mängel« aufweist, zeigten sich empört und können die Ergebnisse der Untersuchung nicht nachvollziehen.
»Für uns macht sich die Stiftung Warentest mit diesem Ergebnis lächerlich. Die Studie hat nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen Stadionbetreibern und den WM-Organisatoren zu einem nicht zu verantwortenden Imageschaden geführt«, klagte Peter Peters, Geschäftsführer des FC Schalke 04 und der WM-OK-Außenstelle in Gelsenkirchen.
Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski betonte, dass die Baugenehmigung für die Arena seinerzeit nach allen heute noch gültigen Vorschriften des Baurechts und der Versammlungsstätten-Verordnung erteilt worden sei. »Aus unserer Sicht ist die Arena sicher.«
Vertreter des Bauordnungsamtes, der Feuerwehr, der Stadt und des FC Schalke hatten die von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) mit fünf Sternen ausgezeichnete Multifunktions-Arena noch einmal in Augenschein genommen und waren die Kritikpunkte der Warentester vor Ort im Einzelnen durchgegangen. »Alle Beteiligten sind zu der Auffassung gelangt, dass keine Bauveränderungen notwendig sind«, so Peters. »Wir sind stolz, ein sicheres Stadion zu haben.«
Kritisch reagierten auch die Vertreter in Köln, obwohl die Warentester beim RheinEnergieStadion nur »geringe Mängel« sahen. »Einige Dinge sind neben der Kappe«, sagte Hans Rütten, Geschäftsführer der Kölner Sportstätten GmbH. So habe die Studie bemängelt, dass bei einer Evakuierung durch Drehkreuze ein Personenstau entstehen könne. »In einem solchen Fall wird aber nicht durch Drehkreuze evakuiert, sondern durch sechs Meter breite Fluchttore«, sagte Rütten. Nach seiner Einschätzung hat Köln »alle Auflagen erfüllt, was uns im Sicherheitskonzept ja attestiert worden ist. Das sagt alles«, erklärte er. Oberbürgermeister Schramma war insgesamt zufrieden: »Wir haben ein hervorragendes und sicheres Stadion. Schon in der Planungsphase haben wir der Sicherheit einen hohen Stellenwert eingeräumt, damit wir eben für solche Weltereignisse wie die WM gut gerüstet sind.«
Eher moderat äußerten sich die Dortmunder Verantwortlichen. Man wolle die »deutlichen Sicherheitsmängel« im Signal Iduna Park schnell prüfen, erklärte Christian Hockenjos, Geschäftsführer der WM-Außenstelle. Allerdings verwies er unter Bezug auf als »teils zu kompliziert« kritisierte Fluchtwege in der zweitgrößten WM-Arena auf unterschiedliche Ansätze der Beurteilung. Während man in der Warentest-Studie von einer Notfall-Entfluchtung in das Stadion-Innere ausgehe, beruhe die Konzeption in Dortmund (wie in Gelsenkirchen) auf Fluchtwegen, die nach Außen führen.
NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) und Bauminister Oliver Wittke (CDU) befürworteten eine Prüfung der Ergebnisse der Warentest-Studie und warnten vor unnötiger Aufregung. Es gelte, alles gewissenhaft zu überprüfen und dann zu entscheiden, ob und an welchen Stellen gegebenenfalls nachgebessert werden müsse.

Artikel vom 11.01.2006