11.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Siegeszug
im Daviscup

Tennischef von Waldenfels in Halle

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Halle (WB). Wenn die alten Zeiten gut waren, erinnert man sich gern an sie. Das ist im Tennis nicht anders. Als noch Becker, Stich, Steeb, Kühnen, Jelen oder Goellner im Daviscup aufschlugen, blieben die Straßen leer. Diese Spiele und diese Siege - für immer Höhepunkte deutscher Sportgeschichte.

An solche Triumphe konnte die Nachfolgegeneration nie anknüpfen. Viele Möglichkeiten dazu bleiben auch nicht mehr. Die Grundvoraussetzung wurde wenigstens im vergangenen Jahr geschaffen, als Thomas Haas, Nicolas Kiefer und Alexander Waske in Tschechien die schwer umkämpfte Rückkehr in die Weltgruppe sicherten - zum ersten Mal seit drei Jahren.
Geht es nach Verbandspräsident Georg von Waldenfels, hat der ersehnte Aufstieg weitreichende »Folgen« für den Daviscup 2006. Der bayerische Rechtsanwalt wünscht sich einen Siegeszug, ausgehend vom ostwestfälischen Halle. Dort trifft die DTB-Auswahl vom 10. bis 12. Februar im Erstrundenspiel auf Frankreich. von Waldenfels stellt sich vor, dass der Auftakt nur ein Anfang ist: »Von Halle soll ein Signal ausgehen. Wir wollen wenigstens ins Endspiel, auch ein Sieg ist möglich.«
Bei seinem Besuch am Austragungsort gab der Tennischef eine so reichhaltig bemessene Portion Optimimus aus, dass er eigentlich schon jetzt an Ort und Stelle den »Sieg begießen« wollte. Doch angesichts des Gegners relativierte er das Chancenverhältnis dann doch: »Wir gehen in aller Bescheidenheit in diese Partie und wollen nicht großmäulig sein.« Das bietet sich auch nicht an. Zwar hatten Kiefer und Haas einen guten Saisoneinstieg bei den Vorbereitungsturnieren für die Australian Open, aber auch die junge Garde Frankreichs präsentierte sich in vielversprechender Form. Aufstrebende Spieler wie Florent Serra (24) und Gael Monfils (19) können ebenso wie 2005-Senkrechtstarter Richard Gasquet (19) den Hausherren in Halle das Hartplatz-Leben erheblich erschweren. Dazu sind auch die Senioren Fabrice Santoro und Sebastien Grosjean in der Lage. »Die Weltranglistenplätze lassen Tennis auf höchstem Niveau erwarten«, sagt von Waldenfels.
14 000 Karten wurden bisher abgesetzt. Gerry Weber Open-Turnierdirektor Ralf Weber rechnet mit 20 000 Besuchern und hofft auf mehr. Wirtschaftlich wollen Gastgeber und der inzwischen schuldenfreie Deutsche Tennis-Bund zumindest nichts zubuttern. »Bei 25 000 Zuschauern erreichen wir Bereiche, wo es interessant wird«, erklärte Weber. Übertragender TV-Kanal ist das DSF.
Beide Mannschaften werden schon weit vor dem ersten Ballwechsel anrücken. Sie wohnen in Aufschlagweite vom Center Court im Sportpark-Hotel unter einem Dach. DTB-Teamchef Patrik Kühnen will seine Einsatzkräfte ab 1. Februar in Halle vorbereiten. Bis dahin soll auch die fünf Millionen Euro teure »Aufrüstung« des Gerry Weber Stadions abgeschlossen sein. Frieren muss hier im Februar niemand. Weite Teile des Außenbereichs werden im Wintergartenstil klimafest gemacht. Und sollte es Schnee rieseln, sorgt die schon im Sommer bestellte Taumittelsprühanlage dafür, dass das Dach keine Last hat.

Artikel vom 11.01.2006