11.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Musikgenie oft
der Armut nah

Wolferl küsste die Kaiserin ab

Von Irmgard Schmidmaier
Wien (dpa). Er war ein Spieler, ein stets Reisender, ein musikalisches Genie: Wolfgang Amadeus Mozart, 1756 in Salzburg geboren, eroberte als Wunderkind die Herzen der Rokoko-Gesellschaft im Sturm. Er war Gast an europäischen Fürstenhäusern, stieg zum gefeierten Komponisten auf, spielte die Konkurrenz an die Wand und war seiner Zeit weit voraus.

Heute wird er als Zentralfigur der Wiener Klassik und als einer der berühmtesten Komponisten aller Zeiten verehrt. An seinem 250. Geburtstag ist sein weit mehr als 600 Kompositionen umfassendes Werk präsenter denn je. Den klingenden Namen, unter dem ihn die Welt heute kennt, hat er selbst nie benutzt. Geboren am 27. Januar als zweites überlebendes von sieben Kindern des Musikers Leopold Mozart und seiner Frau Anna Maria in Salzburg, wurde er auf den Namen Chrysostomus Wolfgangus Theophilus getauft. Er nannte sich selbst Wolfgang Amadé, auch Amadeo, nie aber Amadeus.
Von seinem Vater, der als Musiker beim Fürsterzbischof in Diensten stand, erhielt er früh Klavierunterricht. Er selbst brachte sich das Violinspiel bei und begann im Alter von fünf Jahren zu komponieren. Mit gerade sechs Jahren unternimmt Leopold mit Wolfgang und der fünf Jahre älteren Schwester Anna Maria, genannt »Nannerl«, eine erste Konzertreise und begründet den Ruf seines Sohnes als »Wunderkind«.
Am kaiserlichen Hof in Wien springt der kleine Mozart Kaiserin Maria Theresia auf den Schoß und hat sie, wie der Vater berichtet, »rechtschaffen abgeküsst«. Auch auf den sich anschließenden Reisen gewinnt der kleine Mozart rasch die Herzen der Fürsten und des Publikums von München über London bis Paris. Gleichzeitig komponiert das Kind Hofmusik, Konzerte sowie geistliche Werke und entwirft erste Opern.
Mit 14 Jahren wird der jugendliche Mozart als Opernkomponist in Mailand mit »Mitridate« stürmisch gefeiert. Ab 1773 arbeitet er als Konzertmeister am Hof des Salzburger Fürsterzbischofs Colloredo. Mozart komponiert Kirchenmusik, Symphonien und Konzerte vor allem für Klavier und Violine. Salzburg empfindet er zunehmend als provinziell.
Sein Triumph mit der Oper »Idomeneo«, die in München uraufgeführt wird, spornt ihn an, seine Anstellung in Salzburg zu kündigen. Mozart geht 1781 als freier Künstler nach Wien und genießt rasch große Erfolge. Mit seiner Abkehr von Salzburg und der Heirat mit Constanze Weber brüskiert er jedoch seinen Vater und riskiert den Bruch.
In Wien trifft er den Geschmack der Hocharistokratie und die Gunst des Kaisers Joseph II. Mozarts »Entführung aus dem Serail«, 1782 uraufgeführt, wird zum großen Erfolg. Obwohl zeitweise Großverdiener, lernt Mozart, der auch Zeit seines Lebens seiner Spielleidenschaft frönt, nie, mit Geld umzugehen. Die kleine Familie, von sechs Kindern überleben nur zwei Söhne, ist oft der Armut nahe. Um 1790 bessert sich Mozarts Situation. Sein Singspiel »Die Zauberflöte« wird vom Publikum geliebt. Während der Arbeit an einem Requiem stirbt der Komponist am 5. Dezember 1791 an rheumatischem Fieber.

Artikel vom 11.01.2006